Die Hamburger Werbefilmfirma Markenfilm hat das Video mit einer neuen Version vom „Deutschlandlied“ produziert. Samuel Harfst hat sein Lied im vergangenen Jahr auf seinem Album „Schritt zurück“ veröffentlicht.

Hamburg. Am Ende war es wie erwartet. Zwischendurch und am Anfang gerieten einige Zuschauer beim Handball-Pokalendspiel der Final Four in der O2 World ins Staunen. Zum einen, weil Außenseiter Flensburg-Handewitt den haushohen Favoriten THW Kiel zwischenzeitlich in arge Bedrängnis brachte, zum anderen, weil die gut 13.000 Zuschauer vor dem Anpfiff die etwas andere Nationalhymne zu hören bekamen. Der Musiker Samuel Harfst und sein Trio intonierten ihre Version vom „Deutschlandlied“, das sich zwar auf den Text der dritten Strophe von Hoffmann von Fallerslebens Worte bezieht, aber Joseph Haydns Musik durch eigene balladeske Töne ersetzt. Jetzt gibt es auch ein Video zu dieser Neuinterpretation, das mithilfe der Einsendungen von Fans und der Werbefilmfirma Markenfilm aus Wedel und Hamburg entstanden ist.

Der Tag des Endspiels war zugleich der Tag, an dem das neue Bild von Deutschland das Licht der Öffentlichkeit erblickte. Ende vergangenen Jahres waren Bürger aufgerufen worden, für ein Musikvideo zur neuen Interpretation ihre Bilder und Videos zum Thema Deutschland einzuschicken. Jetzt ist daraus ein zweiminütiges Video entstanden, das man auf YouTube sehen kann. Es zeigt zunächst die Musiker beim Einspielen von „Deutschland“, dann wird im Splitscreen-Verfahren das Bild in vier Einzelbilder geteilt, die dann mit den Beiträgen der Einsender bestückt werden. Zu sehen sind Bilder aus Deutschland vom hohen Norden bis zum Bodensee und durch alle Jahreszeiten. Manchmal liefern die Bilder einen direkten Kommentar zum Text. Wenn es heißt „brüderlich mit Herz und Hand“, sieht man Schattenbilder von Menschen, die mit ihren Armen ein großes Herz formen, und andere, die sich an den Händen halten. Manchmal sind die Bilder eher assoziativ. Ein Foto zeigt ein Schild mit der Aufschrift „Freiheit aushalten“, ein anderes ein Brötchen mit zwei Bratwürsten darin, dann stimmt ein Kinderchor ein.

Samuel Harfst hat sein Lied „Deutschland“ im vergangenen Jahr auf seinem Album „Schritt zurück“ veröffentlicht. Anfang 2013 bildete es den Soundtrack für das Unterstützer-Video, in dem Prominente wie Joachim Löw, aber auch Normalbürger der Handball-Nationalmannschaft Erfolg bei der WM wünschten. 90 Prozent Zustimmung und zehn Prozent Irritationen habe er als Reaktion auf seine Version der Hymne erfahren, sagte Harfst dem Abendblatt. Weniger pompös habe er den Text einspielen wollen, der ihm gefällt, weil er findet, „er spricht Ideale an, auf die man eine Gesellschaft aufbauen kann“. Ein „gesunder Nationalstolz“, so der Musiker, sei „der beste Schutz gegen Fanatismus“. Dabei sieht der 27 Jahre alter Sänger, der schon in Australien als Straßenmusiker gearbeitet hat und mit seinem Trio Vorgruppe der Deutschland-Tour von Whitney Houston war, sein Vaterland durchaus kritisch. Deutsche Regulierungswut ist ihm ein Dorn im Auge, er wünscht sich mehr Eigenverantwortung der Bürger; mehr Freiheit dürfe es hier ruhig geben.

Hat er mal daran gedacht, auch an den Text der Nationalhymne heranzugehen? Sie war immer wieder umstritten, die erste Strophe („Deutschland, Deutschland über alles…“), weil sie so nationalistisch, die zweite („Deutsche Frauen, deutsche Treue…“), weil sie so unsagbar kitschig ist. Gesungen wird die dritte („Einigkeit und Recht und Freiheit…“). Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften forderte sogar, das „Deutschlandlied gehört ins Museum“. Harfst hat über eine neue Strophe nachgedacht, aber noch nicht die richtigen Worte gefunden.

„Samuel hat eine sehr emotionale Version eingespielt. Die Leute setzen sich neu mit dem Text auseinander“, findet Katherine Smithson-Rexhausen, die als Produktionsleiterin bei der Markenfilm arbeitet und zusammen mit ihrem Kollegen Burak Heplevent das Video zusammengestellt hat. Entstanden ist eine Momentaufnahme des Landes, die sicher noch erweitert werden kann. Für Schüler der achten Klassen steht das Deutschlandlied auf dem Lehrplan, allerdings in der bekannten Fassung.

Samuel Harfst und seine Band kommen am 4. Mai zu einer Konzertlesung zum Kirchentag in die Messehalle A2. Samuel Koch liest dann aus seiner Autobiografie. Beginn 20 Uhr