Bei den Vattenfall Lesetagen lesen auch Hamburger Autoren. Und zwei Spanier haben Deutschland-Premiere

Hamburg. Der April hat es literarisch in Hamburg in sich. Daran konnten auch zwei Absagen, die am Montag in der Hansestadt eintrafen, wenig ändern. Arno Gruen, weltweit einer der bekanntesten Psychoanalytiker und Gesellschaftskritiker, wird am 24. April bei den Vattenfall Lesetagen nicht im Erika-Haus des UKE lesen. Der 89-Jährige bleibt aus gesundheitlichen Gründen in seiner Schweizer Wahlheimat. Und die Erneuerbaren Lesetage – Lesen ohne Atomstrom werden sogar einen Tag später als geplant eröffnet, weil Iris Berben „aufgrund unaufschiebbarer privater Verpflichtungen“ am 21. April nicht in Hamburg sein kann. Die populäre Schauspielerin hatte mit dem Publizisten Roger Willemsen eigens ein Programm für den Abend im Schauspielhaus ausgearbeitet. Stattdessen folgt die Eröffnung mit Jean Ziegler am 22. April in den Kammerspielen.

Das dritte Lesefestival dieses Monats, die HEW-Lesetage gegen Vattenfall“, läuft schon. Nachdem der Vorwurf des sogenannten Greenwashings, also der Anstrich, eines umweltfreundlichen und verantwortungsbewussten Images ohne eine hinreichende Grundlage, von den Organisatoren gegenüber Vattenfall erhoben wurde, haben bei dem Alternativ-Festival nun die Autoren das Wort. Allein an diesem Dienstag finden bei den HEW-Lesetagen – das Kürzel steht für Hamburger Energie-Wechsel – fünf Veranstaltungen statt.

Der Hamburger Vorlesekünstler Harry Rowohlt, 2011 in Bonn mit dem Prix-Pantheon-Sonderpreis „Reif und Bekloppt“ ausgezeichnet, liest „mit Betonung“ um 20 Uhr auf Kampnagel. Sänger Frank Spilker (Die Sterne) stellt sein Romandebüt „Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen“ um 21 Uhr bei Cohen und Dobernigg (Sternstr. 4) vor. Auf St. Pauli literarisch zu Hause ist Frank Göhre. Der Krimi- und Drehbuchautor liest ab 20 Uhr in der Druckerei (Gr. Freiheit 70) aus seiner „Kiez-Trilogie“ und „Zappas letzter Hit“. Am Mittwoch (20 Uhr) dann erinnert sich Sibyl Gräfin Schönfeldt mit „Sonderappell“ in der Christianskirche am Klopstockplatz an die Jahre zum Ende des Zweiten Weltkriegs.

Bei den 15. Vattenfall Lesetagen, einst als Hamburger, später als HEW Lesetage durchgeführt, richtet sich die Hälfte der mehr als 100 Veranstaltungen traditionsgemäß an Kinder und Jugendliche. Für Familien gedacht ist auch die Eröffnungsveranstaltung am Donnerstag (10 Uhr) im Ohnsorg-Theater: Bettina Göschel und Klaus-Peter Wolf machen aus „Ritterfest und Drachentanz“ eine Bühnenshow.

Autoren aus 14 Ländern stellen beim größten norddeutschen Literaturfestival ihre Werke vor. Zwei Spanier haben dabei Deutschland-Premiere. Der Katalane Jordi Punti erzählt in „Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz“ die irrwitzige Geschichte von einem Lebenskünstler aus Barcelona, der in vier verschiedenen Ländern Frau und Söhne hat. Was passiert, wenn sich jene vier treffen, ist am Donnerstag (19 Uhr) mithilfe des Übersetzers Michael Ebmeyer im Warburg-Haus (Heilwigstr. 116) zu hören. Jésus Carrascos Roman „Die Flucht“ gilt in Spanien schon als Meisterwerk. Der Schriftsteller beschreibt den gemeinsamen Überlebenskampf eines Jungen und eines alten Ziegenhirten, in dem Verantwortung und Rücksichtnahme in den Hintergrund rücken. Zu hören mit deutschem Text am Freitag (19 Uhr) im Kellertheater.

Auf eine spannende Zeitreise geht Jennny Erpenbeck ab 20 Uhr im Stories! (Straßenbahnring 17). In ihrem Roman „Aller Tage Abend“ nimmt die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin von 2001 ihre Leser anhand eines Kinderschicksals mit aus einer galizischen Kleinstadt um 1900 über Wien ins Moskau Stalins bis nach Berlin in diesem Jahrtausend. Und das ist noch lange nicht das Ende der hiesigen Lesetage.

Vattenfall Lesetage 18.–25.4., Karten zu jew. 7,-/erm. 2,- unter T. 01805/969 00 01 23; alle Termine und Orte unter www.vattenfall.de/Lesetage

HEW-Lesetage gegen Vattenfall bis 21.4., alle Termine unter www.hew-lesetage.de

Lesen ohne Atomstrom 22.–26.4., Eintritt frei; alle Termine unter lesen-ohne-atomstrom.de