Im Mangold im Karoviertel wird außer Cheeseburgern auch Räuchertofu serviert

Dieses Restaurant könnte auch gut "Zur Mütze" heißen, denn die überwiegend jungen Gäste lassen zum Mittagstisch gerne ihre Strickmützen auf dem Kopf. Das wirkt in etwa so, als würde ein Saunabesucher noch Stiefel tragen, aber warum nicht? Immerhin haben genau diese Gäste für einen Wandel in der Küche des Restaurants Mangold im Karolinenviertel gesorgt.

Auf der Speisekarte stehen hier neuerdings wegen der großen Nachfrage nicht mehr nur Cheeseburger oder hausgemachte schwäbische Maultaschen, sondern auch wechselnde vegane Gerichte. Wer nun gleich aufhören will zu lesen, verpasst etwas: Die Ausflüge in fremde Geschmacksregionen lohnen sich!

Wir bestellen vorweg eine Focaccia, eine Art Fladenbrot, mit Maronencréme, gebratenen Auberginen und Tomaten (5,90 Euro) sowie Blattsalate mit gebratenen Tempeh-Talern und Erdnussdip (8,90 Euro). Die Tempeh-Taler erinnern vom Aussehen an die früher so geliebten Mr.-Tom-Erdnussriegel, sind aber geschätzt 30-mal gesünder: In den flachen Talern stecken Sojabohnen, die mit Schimmelpilz behandelt wurden, wie es ihn sonst in Gorgonzolakäse gibt.

An die Zutaten der veganen Küche muss ich mich erst gewöhnen, aber das Probieren lohnt sich: Mich langweilt kein einziger Bissen. Bisher konnte ich bei Tofu immer fast einschlafen vor lauter Ödnis auf der Zunge. Hier ist das anders: Als zum Hauptgericht gebratener Räuchertofu vor mir steht (mittags für 8,90 Euro, abends nur 60 Cent mehr) bin ich sehr froh, meine Gewohnheiten verlassen zu haben. Diese Stückchen haben Würze, eine gute Konsistenz. Dazu gibt es schwäbischen Kartoffelsalat und Tomaten-Salsa, durchweg gut, nur vermiest mir das Tagesgericht für 6,50 Euro am Nebentisch die Stimmung: Dort liegt frischer Matjes nach Hausfrauenart auf dem Teller, mit Bratkartoffeln, die so knusprig aussehen, dass ich gerne die Gerichte tauschen würde. Ich reiße mich zusammen.

Stattdessen probiere ich bei meiner Begleitung die Spaghetti mit Petersilienpesto, Kirschtomaten und Cashew-Kernen (7,90 Euro). Das Gericht hätte ein Gewinner werden können, doch leider liegen die Nudeln in einer Ölpfütze.

Der Koch ist nun mal großzügig, auch beim Füllen der Teller. Gerade der Mittagstisch (6,50 bis 9,20 Euro) ist deshalb ideal für Menschen, die nicht das große Geld verdienen: Studenten, Mütter mit Babys, noch unentdeckte Künstler, denn zu jedem Gericht gibt es ein Softgetränk gratis. 12,80 Euro kostet abends das teuerste Hauptgericht (Schnitzel vom Susländer Schweinerücken), das vegane ungarische Soja-Gulasch nur 10,80 Euro. Wer tierlieb bestellt, spart nicht nur - er wird auch satt, ohne sich je gemästet zu fühlen. Der Magen ist nach dem Essen leicht und das Gewissen so rein wie schon lange nicht mehr.

Mangold Ölmühle 30 (U Feldstraße), Mo-Fr 12.00-Ende; Sa, So, Feiertag 10.00-Ende, T. 27 86 02 48, www.mangold-hamburg.de

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