Zweite Ausgabe der Privattheatertage geht vom 4. bis 16 Juni über acht Hamburger Bühnen. Wolfgang Borchert Theater zweimal eingeladen.

Hamburg. Axel Schneider will mit den Privattheatertagen (PTT) einen repräsentativen Eindruck der Professionalität und Vielfalt in der deutschen Privattheaterszene bieten. "Das Festival ermöglicht außerdem künstlerischen Austausch und den Ausbau des Netzwerks", sagte er bei der Präsentation des Programms, das vom 4. bis 16. Juni über acht Hamburger Bühnen geht. Da das Altonaer Theater wegen Renovierung geschlossen ist, sind die Kammerspiele diesmal das Zentrum der PTT. Neben den von Schneider bespielten Theatern in Harburg und Bergedorf sind die weiteren Spielorte Fabrik, Kampnagel, die Komödie Winterhuder Fährhaus, Lichthof und Ohnsorg.

Die erste Ausgabe des Festivals im Vorjahr bezeichnete Schneider als "Riesenerfolg und Superleistung der Kollegen, die 4000 Besucher angezogen hatten". Für Rüdiger Kruse, den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, waren dies schlagkräftige Argumente, sich für eine weiterführende Finanzierung starkzumachen. Es gelang ihm auch, sie im Bundeshaushalt durchzusetzen, von dem nur 0,4 Prozent oder 1,2 Milliarden Euro für Kulturprojekte abfallen. Die PTT-Werkschau wird nun mit 600.000 Euro gefördert, immerhin mit 100.000 Euro mehr als 2012. Bei anhaltendem Erfolg bestünde sogar die Chance, den Posten fest im Haushalt zu verankern.

Privattheater würden oft in dieselbe Ecke mit Boulevardtheatern gestellt, meinte Schneider. "Dieses Vorurteil widerlegen die durchaus riskanten Formen und Themen, die sich kleinere Theater fantasievoll und mutig vornehmen." Die zwölf Inszenierungen, unter 72 Bewerbungen von einer neunköpfigen Jury ausgewählt, sollen dem Publikum davon einen Eindruck vermitteln. Drei Juroren sind jeweils für die Kategorien zeitgenössisches Drama, (moderne) Klassiker und Komödie zuständig. Sie waren zwischen Hamburg und Wasserburg am Inn, zwischen Köln und Leipzig unterwegs, legten dabei 93.000 Kilometer zurück. Es habe harte Diskussionen über die Auswahl gegeben, erklärte die das Gremium betreuende Dramaturgin Sonja Valentin. Es sei eben nicht der Fall, betonte sie, dass die Juroren einfach ihre Lieblingsaufführungen einladen könnten.

Auch wenn die Zusammensetzung der Reisejury völlig neu war, fällt doch auf, dass aus Berlin das Grips Theater ("Kebab Connection"), das Ballhaus Naunynstraße ("Die Saison der Krabben") und die Komödie Kurfürstendamm ("Eine Sommernacht") wieder dabei sind. Ebenso wie die Bremer Shakespeare Company ("Richard III") und das Junge Theater Göttingen ("Der Vorname"). Ist das Zufall oder doch schon ein Netzwerk-Vorteil?

Gespannt darf man sicherlich auf das Gastspiel des Münchner Metropol Theaters sein. Es zeigt Jochen Schölchs beklemmend dichte Inszenierung des Familiendramas "Portia Coughlan" der irischen Autorin Marina Carr. Auch die beiden modernisierten und entschlackten Adaptionen zweier Schiller-Stücke machen neugierig. Das Prinz Regent Theater Bochum erzählt die Liebestragödie "Kabale und Liebe" in einem Blütenregen. "Der Parasit oder Die Kunst sein Glück zu machen" wird in der Fassung des Theaters Die Färbe aus Singen zum komödiantischen Politthriller um einen Emporkömmling mit zahlreichen aktuellen Bezügen. Erstmals ist auch ein junges Theater aus Ostdeutschland dabei, das Leipziger theater.FACT mit der Collage "Keine alltägliche Übung oder Zwischen den Beinen eines Mädchens".

Sogar zweimal eingeladen ist das Wolfgang Borchert Theater aus Münster mit David Mamets Machtsspiel "Oleanna" und Ingrid Lausunds Satire "Benefiz. Jeder rettet einen Afrikaner".

Die Gala am 16. Juni beschließt das Festival mit der Verleihung des Monica-Bleibtreu-Preises in den drei Kategorien und dem Publikumspreis.

Privattheatertage 4.-16.6., Karten zu 9,- bis 29,- in den Kammerspielen unter T. 413 34 40 und an allen VVK-Stellen; es gibt auch Festivalpässe in den Preiskategorien mit 50 Prozent oder 20 Prozent Ermäßigung; www.privattheatertage.de