Die Eels begeisterten beim Konzert in der Großen Freiheit

Hamburg. Das Bühnenoutfit der Eels erinnert an Wes Andersons Komödie "The Royal Tenenbaums", in der Ben Stiller und seine Familie in knallroten Adidas-Trainingsanzügen über die Leinwand geistern. Mark Oliver Everett, genannt E und Kopf, Sänger und Songschreiber der Band, hat seine Musiker in schwarze Trainingsklamotten mit den berühmten drei Streifen gesteckt. Außerdem muss jeder eine Sonnenbrille tragen, Everett selbst hat eine Schiebermütze auf dem Kopf, die ihn als den Chef dieser uniformen Truppe ausweist. Schon mit "Prizefighter" als Eröffnungsnummer wird deutlich, dass es an diesem Abend in der seit Wochen ausverkauften Großen Freiheit 36 darum geht, Spaß zu haben und den Kiez-Club so richtig zu rocken.

Das war bei früheren Konzerten der Eels alles andere als eine Selbstverständlichkeit. 2005 schien die kleine Laeiszhalle ein durchaus passender Ort, denn damals spielte Everett überwiegend depressive Songs, die sich mit dem Selbstmord seiner Schwester, dem Tod seines Vaters und der Krebserkrankung seiner Mutter beschäftigten.

Diese schwierige familiäre Phase mit ihren Schicksalsschlägen hat der kalifornische Sänger und Multiinstrumentalist überwunden, das Konzert in der Großen Freiheit ist ein riesiger Spaß inklusive häufiger und übertriebener Umarmungen mit seinen Musikern und einer Trauzeremonie. "Will du auf ewig mein Sänger sein?", fragt Gitarrist The Chet seinen Bandleader, und der antwortet in gebrochenem Deutsch: "Ja, ich will!"

Bis zu dieser Rock-'n'-Roll-Hochzeit haben E und seine vierköpfige Band eine ganze Reihe von schnellen Beatsongs runtergeschrammelt. Die beiden Gitarristen und der Bassist schwenken ihre Instrumente dazu choreografisch im Takt, die Szenerie erinnert an adrette Surf-Pop-Kapellen der 60er-Jahre. Auch zwei Coversongs verraten, dass Mark Everetts aktuelles Konzept auf die 60er-Jahre verweist. Als vierte Nummer des Abends spielt die Band "Oh Well" von Fleetwood Mac mit dem wahnwitzig schnellen Gitarren-Intro, das Peter Green 1969 komponierte. Kurz vor dem Zugabenteil der insgesamt 90-minütigen Show intonieren die Eels das psychedelische "Itchycoo Park" von den Small Faces, wohlwollend von den vielen älteren Zuhörern im Publikum goutiert. Aber im ausverkauften und stickigen Saal klatschen ebenso viele Teens und Twens begeistert mit.

Everett und die Eels haben durch Songs in verschiedenen Soundtracks eine ganze Reihe von Fans hinter sich scharen können. Die erfreuen sich vor allem an älteren Songs wie "Fresh Blood", "The Sound Of Fear" und "Dirty Girl". Aber auch die neuen Songs vom aktuellen Album "Wonderful, Glorious" haben das Zeug, in den Kanon der Fans aufgenommen zu werden. "New Alphabet", "Peach Blossom" oder "The Turnaround" etwa sind aktuelle Beispiele für Everetts hohe Songschreiber-Kunst. Fazit dieses sonntäglichen Konzertabends: wundervoll, herrlich!