Golden Pudel Club. Schon ein Blick in das traditionsreiche ehemalige Café Keese reicht, um zu erkennen, wie stark sich die Reeperbahn und St. Pauli in diesem Jahrzehnt gewandelt haben. Wo man einst per Tischtelefon flirtete, werden jetzt Sylter Fischbrötchen verkauft. Das, was vorher war, nennen viele neue und alte Kiezianer die "Goldenen Jahre", auch wenn die nicht besser und nicht schlechter waren. Nur anders.

Dieses Anders und seine letzten Spuren waren es, die Antonia Zennaro vier Jahre lang aufspürte und in Bildern festhielt. Fotografierte Relikte des alten Rotlichtviertels wie dem Sex-Kabarett Safari in der Großen Freiheit und alteingesessene St. Paulianer wie Hotel-Hongkong-Chefin Marietta sowie einordnende Texte versammelt sie im Bild- und Leseband "Reeperbahn". Kontrastreiche Porträts, farbige Detailblicke, Menschliches und Unmenschliches, Vorder-, Hinter- und Abgründe sind sowohl Lob- als auch Schwanengesang auf ein Viertel im Umbruch. Was geht, und was bleibt.

Heute stellt die junge, 1980 in Reinbek geborene Künstlerin ihr im Februar erschienenes Buch (Prestelverlag) im Golden Pudel Club vor, gelesen von den drei Paulianern, Künstlern und Autoren Rocko Schamoni, Joska Pintschovius und Konrad Lorenz. Gereon Klug sorgt für die Musik.

Antonia Zennaro: "Reeperbahn. Was bleibt" Di 2.4., 21.00, Golden Pudel Club (S Reeperbahn), St. Pauli Fischmarkt 27, Eintritt 3,-; Internet: www.antoniazennaro.com