Einen der wichtigsten Romane des Frühjahrs hat der Wiener Lyriker Robert Schindel geschrieben. "Der Kalte" (Suhrkamp Verlag) behandelt die österreichische Vergangenheitsbewältigung und spielt Ende der 80er-Jahre in Wien. Der Spanien-Veteran und KZ-Überlebende Edmund Fraul, eine Art Nazi-Jäger, kämpft gegen das Vergessen. Es ist die Zeit, in der Kurt Waldheim, der Mann mit NS-Vergangenheit, Bundespräsident wird. Der KZ-Überlebende Fraul fühlt sich zusammen mit seiner Frau in einer wölfischen Umgebung, dann freundet er sich mit einem ehemaligen SS-Mann an, der wegen seiner Missetaten ein schlechtes Gewissen hat und ihm dabei hilft, noch ein paar Nazis zur Strecke zu bringen.

Das ist nur eine von vielen Geschichten in diesem fein geschriebenen Buch, das erst Schindels zweiter Roman nach dem 1992 erschienenen "Gebürtig" ist. Schindel, Jahrgang 1944, entging als Sohn jüdischer Kommunisten nur knapp der Deportation.

Robert Schindel Lesung Di 2.4., 19.30, Literaturhaus (U Mundsburg, Bus 6), Schwanenwik 38, Karten zu 6,- bis 10,- unter T. 0180-501 57 29