Die ARD startet am Donnerstag eine sechsteilige Reihe nach Kriminalromanen von Liza Marklund. Die Filme sind eher konventionell inszeniert.

Der Hüftschwung der schlanken, schwarzhaarigen Frau ist äußerst verführerisch, als sie in ihrem mit goldenen Pailletten besetzten Kleid den Saal betritt. Doch bringt sie nicht den Eros in die glamouröse Nobelpreis-Gala mitten in Stockholm, sie bringt den Tod. Die Frau ist ein Killer, sie tötet im Auftrag. Offenbar gilt ihr Anschlag einem israelischen Mediziner, der mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Allerdings sind seine Arbeiten auf dem Gebiet der Stammzellforschung äußerst umstritten. Der Wissenschaftler aber wird nur schwer verletzt bei dem Attentat, es stirbt die Vorsitzende des Nobelpreiskomitees.

Die Szene steht am Anfang der Verfilmung von Liza Marklunds Kriminalroman "Nobels Testament". Der Film ist zugleich der Auftakt für eine sechsteilige Marklund-Reihe, die von Donnerstag an in der ARD zu sehen ist.

Die Heldin der Geschichten ist - wie auch bei der schwedischen Bestsellerautorin - die junge Reporterin Annika Bengtzon von der "Nachtausgabe", die Malin Crépin als so resolute wie ehrgeizige und sensible Frau spielt. Ihre wichtigste Waffe: unbequeme Fragen stellen. Auch Bengtzon ist bei der Nobelpreisfeier, als die tödlichen Schüsse fallen, doch über die Geschehnisse berichten darf sie nicht, weil sie für die Polizei eine wichtige Zeugin ist. Sehr zu ihrem Ärger, versteht sich. Und zu dem ihrer Redaktion.

Dort geht es recht drunter und drüber - und das alles ziemlich klischeehaft, so wie man sich das wohl vorstellt, wenn es Boulevardreporter mit einem Mord bei einem Galadinner zu tun bekommen. Ein Chef mit breiten Hosenträgern und aufgekrempelten Hemdsärmeln. Hektische Flecken im Gesicht. Cowboys am Computer. Abenteuer und Adrenalin im Doppelpack. So entsteht die Zeitung von morgen.

Annika verfolgt indes eine andere Spur. Das Attentat, so glaubt sie, galt der Vorsitzenden des Nobelkomitees, nicht dem Mediziner. Kurz darauf verdichtet sich ihr Verdacht. Dass sie selbst in umso größere Gefahr gerät, je weiter sie in diesem Fall recherchiert, ahnt Annika da natürlich noch nicht.

"Nobels Testament" ist ein für schwedische Maßstäbe zwar recht spannend, gleichwohl aber erstaunlich schlicht inszenierter Kriminalfilm. Keine dunklen, Unheil verkündenden Bilder, kaum Geheimnis, aber auch (immerhin!) keine Depressionen. Stattdessen gibt es familiären Stress: Annika ist verheiratet, hat zwei Kinder - und keine Zeit. Statt ihrer hütet der Mann den Nachwuchs. Was regelmäßig zu den schönsten Rollenkonflikten führt - Annikas Ehe steht eigentlich immer auf Krisenmodus.

"Was bist du nur für eine Scheiß-Mutter", formuliert ihr Mann denn auch zu Beginn des zweiten Serienteils "Prime Time" recht drastisch, weil der geplante Kurzurlaub der Familie platzt - Annika folgt dem Ruf der Redaktion. Dies ist ein wuchtiger Einstieg in eine Geschichte, die allerdings ebenfalls eher konventionell inszeniert ist: Eine bekannte TV-Moderatorin ist ermordet worden, der Tatort ist ein abgelegenes Schloss nahe Stockholm. Schöne Kulisse für scheußliche Taten. Mehrere Medienmenschen hielten sich zur Tatzeit im Schloss auf, eine Zusammenrottung von Karrieristen, befeuert von Eitelkeiten und viel Alkohol. Und so stochert die wackere Annika halt in jenem Sumpf, dessen Teil auch sie ist. Wobei sie ständig eine riesige Handtasche mit sich herumschleppt, deren Gewicht vermuten lässt, darin sei die ganze Wahrheit der Welt verborgen. Dass richtige Reporter zudem gern einmal irgendwelche Gesetze übertreten, gehört hier zur journalistischen Grundausstattung. Fördert halt den Thrill.

"Prime Time" ist eine reine Mediengeschichte, die sich letztlich selbst genug ist, gleichwohl sie gerade diese Selbstverliebtheiten der Branche anzuprangern gedenkt. Schließlich ist Liza Marklunds Roman durchaus medienkritischer Natur.

Auch "Studio 6", der dritte Teil der Reihe, in dem die Aufklärung des Mordes an einer Stripperin in höchste politische Kreise führt, ist konventionelle TV-Krimikost. Man kann aber aus mittelprächtigen Kriminalromanen durchaus gute Filme machen. Oder eben nur mittelprächtige. So wie diese. Der beste Kriminalroman von Liza Marklund, ihr Debüt "Olympisches Feuer", ist nicht Teil der ARD-Reihe. Er ist bereits 2001 verfilmt worden.

Ein Fall für Annika Bengtzon: "Nobels Testament" Do 28.3., 21.45, ARD

"Prime Time" So 31.3., 21.45 ARD

"Studio 6" Mo 1.4., 21.45 ARD