Eduard-Söring-Preis und Wilhelm-Oberdörffer-Preise gehen am Freitag an drei junge Künstler aus der Hamburgischen Staatsoper.

Hamburg. Als am vergangenen Nikolaustag bei Jan-Niklas Siebert das Telefon klingelte und eine Mitarbeiterin von Simone Young den jungen Hornisten des Philharmonischen Staatsorchesters mit ernster Stimme um dringenden Rückruf bei der Chefin bat, bekam er einen Schreck. "Ich dache, ich hätte was ausgefressen", erzählt er. Aber dann war es doch nur eine Terminangelegenheit, die dringend geklärt werden musste: ob Siebert am 22. März verfügbar sei. In einer allerdings ziemlich schönen Angelegenheit, wie er dann von Frau Young erfuhr. Die Chefin hatte ihn, obgleich erst in seiner zweiten Spielzeit am Haus, zum diesjährigen Eduard-Söring-Preisträger erkoren. Urkunde und 8000 Euro Preisgeld werden ihm am Freitag in einer feierlichen Zeremonie in der Hamburgischen Staatsoper überreicht.

Siebert ist nicht der einzige Glückliche, der dort einen Preis bekommt. Denn der Eduard-Söring-Preis ist sozusagen der jüngere Bruder des ebenfalls mit 8000 Euro dotierten Wilhelm-Oberdörffer-Preises, den die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper schon seit 1966 jeweils an einen jungen Künstler aus den beiden Sparten Oper und Ballett vergibt. Weil Oper und Ballett ohne Musik nicht halb so viel Freude machen, fand die Opernstiftung 1979, man müsse nun Jahr für Jahr auch einen hauseigenen Orchestermusiker würdigen.

Siebert teilt sich Ehre und Anerkennung mit den Oberdörffer-Preisträgern Dovlet Nurgeldiyev (Oper) und Aleix Martínez (Ballett). Martínez, in Barcelona geboren, kam als 16-Jähriger zunächst in die Ballettschule des Hamburg Balletts und wurde 2010 in die Compagnie übernommen. Er mag Hamburg sehr, findet es hier nur deutlich zu kalt.

John Neumeier, der ihm den Oberdörffer-Preis zuerkannte, hält mit seiner Begeisterung über den jungen Katalanen nicht hinter dem Berg: "Aleix verfügt über eine außergewöhnlich starke Technik, zudem besitzt er eine ausgeprägte Individualität und die Gabe, sich in unterschiedliche Rollen einzufühlen. Seine unverkennbare Charakterstärke und seine bemerkenswerte Physis machen ihn besonders, geradezu einmalig." Die Rolle des Louis in Neumeiers "Liliom" schufen beide gemeinsam, in der Reihe "Junge Choreografen" wurden auch schon zwei von ihm ersonnene Choreografien aufgeführt.

Dovlet Nurgeldiyev verließ vor 13 Jahren sein Heimatland Turkmenistan, weil es dem damaligen Machthaber gefiel, die Oper als unturkmenischen Umtrieb zu verbieten. Der junge Tenor wollte aber gern weiter singen und weiter lernen, ging in die Niederlande und kam 2008 ins Internationale Opernstudio nach Hamburg. Hier hat er sich mit seiner warm timbrierten Stimme in vielen Rollen bald unentbehrlich gemacht. Seit 2010 gehört der Sänger, der früher Schlagzeuger in einer turkmenischen Cover-Band war, zum Ensemble der Staatsoper. Auch er wünschte, es gäbe in Hamburg mehr Wärme, wobei er das durchaus auch gesellschaftsklimatisch meint. Er lebt mit Frau und kleinem Sohn in Winterhude. Familienfreuden erwarten auch den Hornisten Jan-Niklas Siebert: In ein paar Wochen wird er zum ersten Mal Vater.