Hamburg. Mit den langen lockigen Haaren, dem Vollbart und dem dunklen Timbre seiner Stimme erfüllt Jonathan Jeremiah ein paar wesentliche Voraussetzungen für einen Womanizer. Tolle Songs schreibt er zudem und mit seinen charmanten Ansagen wickelt er (fast) jede um den Finger. Kein Wunder, dass seine überwiegend weiblichen Fans der Generationen Ü 20 bis Ü 40 sich für das sonntägliche Gruenspan-Konzert aufgebrezelt haben, viele auf High Heels und mit kurzen Röcken trotz der eiskalten Brise, die um die Kiezecken pfeift.

An diesem Abend ist der 32 Jahre alte Sänger immer dann besonders gut, wenn er seine vierköpfige Band im Rücken hat. Mit ihr wagt er sich in Gefilde des Americana-Rocks wie bei "Heart Of Stone" oder in den klassischen Soul, bei "All The Man I'll Ever Be" klingt er fast so seelenvoll wie Otis Redding. Bei diesen Nummern wimmert die Orgel, die Rhythmusgruppe bekommt einen federnden Groove hin.

Weniger spannend sind die Songs, bei denen Jeremiah allein auf der Bühne steht. Mit diesen Folk-Balladen erinnert er sich zwar an harte Tage in den USA, als er mit wenig Gepäck und seiner Gitarre auf der Suche nach Geld und Arbeit unterwegs war. "Solitary Man", Titel seines ersten Albums, stammt aus dieser Phase. Doch seine musikalischen Qualitäten bringt er besser gemeinsam mit seinem Ensemble zur Geltung.

Seinen Fans scheinen diese dynamischen Unwuchten egal zu sein, sie hängen an seinen Lippen, blicken verträumt in Richtung Bühne und bejubeln jede Nummer frenetisch. Aber wie soll man auch einem Sänger widerstehen, der sein Konzert mit den Worten beginnt: "Du bist der Sonnenschein, du hast die strahlendsten Augen."