Hamburg. "Hallo. Kommt rein!", fordert Fabian Hinrichs die Besucher aus dem Off auf vor dem Start seiner Soloperformance "Ich. Welt. Wir. Es zischeln 1000 Fragen". Das Spielfeld des Schauspielhauses hat sich in einen Denkplatz der Mystik verwandelt, auf dem Hinrichs den Wanderprediger des verzweifelten Selbst gibt.

Von links nach rechts tigernd, die Hände zu ungelenken Gesten geformt und das Kindergesicht verzogen, presst er sich seine Sätze ab. "Ich bin auf mich gestoßen, aber ich kann mich nicht brauchen", lamentiert Hinrichs. "Ich habe mich gefunden, aber ich habe mich doch gar nicht gesucht." Eine knappe Stunde lang rührt er zu den Sitar-Klängen von Florian Pittner allerlei Selbstbezügliches mit Thesen aus den Annalen der Mystik zusammen zu einer doch recht wackligen Gegenwartsdiagnose.

Das Leiden an der Welt und die Suche nach Selbstvergewisserung, Hinrichs hat dies hinreißend zum Ausdruck gebracht in René Polleschs "Kill Your Darlings! Streets of Berladephia".

Doch Hinrichs ohne die erprobte Diskursmaschine Pollesch, dafür mit dem konzipierenden Schauspieler Jürgen Lehmann an der Seite, das funktioniert nur bedingt. Nietzsche, Freud, Sloterdijk, Gründgens, aber auch Popsänger Morrissey grüßen als Pappkameraden vom Bühnenrand. Sie sollen Pate stehen für die Suche nach einer Welterfahrung, die für Hinrichs mit Gemeinschaft zu tun hat. "Seid doch einmal eine Gemeinde", fleht er. Allein das Gesuchte will sich nicht herstellen. Am Ende mutiert Hinrichs im hautengen Einteiler zum langmähnigen Guru.

Als Autor und Regisseur bleibt Hinrichs einer, der Gedanken drechselt, die doch nur nach Phrasen klingen. Die aber führen nicht weiter, selbst wenn sie von einem der besten deutschen Performer stammen.

Ich. Welt. Wir. Es zischeln 1000 Fragen 19., 28.3., 7., 18., 25.4., Schauspielhaus, T. 24 87 13