Eine TV-Betrachtung von Birgit Reuther

Wer Sonnabend nach 20.15 Uhr durch die TV-Kanäle zappte und dann beim "Frühlingsfest der 100.000 Blüten" in der ARD hängen blieb, weil die dortige Farbvielfalt einen sehr hypnotischen Sog ausübte, der durfte lernen, dass eine solche Unterhaltungssendung durchaus bemüht ist, den öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag zu erfüllen. Betonung auf: bemüht.

Da klärte Moderator Florian Silbereisen den DJ Ötzi darüber auf, wo Frühlingsgefühle herkommen. Mit einem Wikipedia-Vortrag, den die verantwortliche Redaktion in - sagen wir mal - zehn Sekunden zusammengegoogelt hat. Das Ganze liegt nämlich an der verringerten Produktion von Melatonin, einem Hormon, das im Winter für depressive Stimmung sorgt. Und das in diesem psychedelisch bunt anmutenden Oster-Schaufenster nicht die geringste Überlebenschance hatte.

Dabei war das Geschehen durchaus kontrovers. 20 Minuten reichten, um dringende Fragen aufzuwerfen: Lebte der im Scheinwerferlicht ausgestellte Wetterfrosch am Ende noch? Hat Sarah Connor Patin gestanden für die transparenten Rokoko-Röcke der TV-Ballerinas? Hat sich Elvis im Grab umgedreht, als Silbereisen im goldenen Anzug die Treppe hinabstieg? Und hat meine monatliche Rundfunkgebühr ausgereicht, um auch nur eine Stufe dieses Möbels zu finanzieren? Vielleicht könnte die "Tagesschau", die ja jüngst gerne mal auf senderinterne Beiträge einging, Antworten liefern. Stichwort: Informationsauftrag.