Die Mutter von Suzanne von Borsody spielte in „Ödipussi“, „Schtonk“ und „Adlon“. Die Kinder begeisterte Fendel zuletzt mit „Das Sams“.

Sie war ungeheuer vielseitig, gern besetzte man sie als distinguierte, gebildete, großbürgerliche Dame. Mehr als 50 Jahre spielte Rosemarie Fendel im Film, Fernsehen und auf der Bühne. Sie schrieb Drehbücher, war die Synchronstimme von Elizabeth Taylor und Brigitte Bardot, sie las Hörbücher ein und hielt Lesungen. Für ihre Arbeit wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis, dem Grimme-Preis, dem Bayerischen Fernsehpreis und der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt. Als eine ihrer letzten Aufgaben synchronisierte sie die Französin Emmanuelle Riva, die neben Jean-Louis Trintignant die Hauptrolle in dem Oscar-prämierten Film von Michael Haneke, "Liebe" (Amour), spielt. Ihre letzte große Rolle spielte sie in dem im Januar ausgestrahlten Mehrteiler "Das Adlon". Darin blickt sie als alt gewordene Sonja Schadt, die Patentochter des Hotelgründers, zurück auf ihr bewegtes Leben. Die Schauspielerin Fendel starb am Mittwoch im Alter von 85 Jahren in Frankfurt.

Mit ihrem damaligen Lebensgefährten, dem Regisseur Johannes Schaaf, ging Rosemarie Fendel 1980 ans Schauspiel Frankfurt, wo sie noch einmal eine große Bühnenkarriere startete. Ihr Debüt gab Fendel 1946 an den Kammerspielen in München. Nach einem Engagement in Tübingen holte Gustaf Gründgens sie nach Düsseldorf ans Schauspielhaus, sie hatte aber nach der Geburt ihrer Tochter Suzanne von Borsody aus der Ehe mit Regisseur Hans von Borsody ein paar Jahre pausiert. In Schaafs Film "Tätowierung" hatte sie 1967 das Bundesfilmband erspielt, in "Trotta", einer Joseph-Roth-Verfilmung, 1971 den Bundesfilmpreis. Fendel drehte viele Fernsehserien, darunter "Der Kommissar", "Eine Klasse für sich" und "Pfarrer Braun". Sie spielte 1988 in Loriots "Ödipussi", 1992 in Helmut Dietls "Schtonk". Fendel begleitete Generationen von Zuschauern, zuletzt die Kinder mit "Das Sams".

Rosemarie Fendel war schlank, mit feinen Gesichtszügen, sie hielt sich stets aufrecht, sie war herzlich, impulsiv. Sie war Dame, Intellektuelle, Mutter und Adlige, sie war die große alte Dame im deutschen Film und Fernsehen. Insgesamt wirkte sie in mehr als 100 Fernsehfilmen mit.