Die Hamburger Band Trümmer gab ein energiegeladenes Konzert im Molotow

Hamburg. Dass sich da im Molotow zwei junge und, so darf das in diesem Fall wohl formuliert werden, heiße Bands angekündigt haben, zeigt sich allein daran, dass die Dichte an Musikern und Popklientel hoch ist. Und die Vorschusslorbeeren könnten schöner nicht sein. "Was 1991 am Kölner Tanzbrunnen mit Nirvana, Sonic Youth und Dinosaur jr. Begann, geht diesen März mit der Hamburger Band Trümmer und Messer aus Münster in eine neue Runde", schreibt die Zeitschrift "Spex" über ihre neue Konzertreihe.

Die ersten Gitarrenakkorde ertönen akkurat und ruppig, sie ziehen die Menge hin zu Frontmann Paul Pötsch. Ein blasser Dandy mit gemustertem Hemd unter der Anzugjacke. Konzentriert und mit nervöser Schärfe singt er seine Verse: "Vor uns liegt immer noch mehr als hinter uns." Ein gutes Credo für eine Band, die im Molotow ihr einjähriges Bühnenjubiläum feiert. Zeilen wie "Wir sind wie Waffen / und wir werden nie nie wieder schlafen" könnten als plumper juveniler Aktionismus ausgelegt werden. Doch bei Trümmer klingt das alles richtig, notwendig. Denn da ist diese Dringlichkeit, mit der Pötsch seine Worte vorträgt und mit der die Musik das Brüchige mit dem Melodiösen verbindet.

Dass sich Trümmer, deren Debütalbum noch aussteht, weitestgehend den Social-Media-Mechanismen verweigert, gebiert einen schönen Luxus: Viele im Publikum konnten sich eben nicht vorbereiten, sondern hören die Stücke live zum ersten Mal. So transportiert sich die Haltung der Band noch eindeutiger. Die Erkenntnis, "betäubt im falschen Glück" zu tanzen und zugleich zu fordern: "Wir verlangen vom Leben, dass es uns gehört."

Die raue Häuserwand, an der sich Trümmer mit seinen Songs zu reiben scheint, reißt das Quartett Messer direkt ein. Noch roher und überreizter verhandelt die Band die Lügen dieser Zeit. Die Musik entfaltet durch ihren Wechsel zwischen sprödem Stakkato und Soundschleifen eine druckvolle hypnotische Unruhe. Hendrik Otembra, der singt und schreit und sich verausgabt, vereint die Wut des Punks und das Abgründige des New Wave. Und sein irrer Blick wirkt, als wolle er einen Kontrapunkt setzen zu einer Welt, die vorgibt, heil zu sein.