Anfangs zurückhaltend, am Ende mit viel Schmackes: Mick Hucknall präsentierte in der Laeiszhalle Blues- Rock- und Simply-Red-Klassiker.

Hamburg. "Baby What You Want Me To Do" ist der wohl am meisten gecoverte Blues-Song aller Zeiten, denn Text, Melodie und Akkorde sind denkbar einfach. Ausgerechnet mit diesem Stück beginnt Mick Hucknall am Freitag sein Hamburger Konzert in der Laeiszhalle. In einem ausgesucht hässlichen Jeanshemd, das eher an die verkitschte Country-Sängerin Dolly Parton erinnert, wenn sie in der Gran Ole Opry auftritt, als an den Funk-Pop-R-'n'-B-Sänger, der 60 Millionen Alben verkauft hat, kommt er auf die Bühne, singt ein paar Blues-Klassiker der 50er- und 60er-Jahre und schaut zwischendurch immer wieder auf den Notenständer, auf dem die Songs notiert sind. "Let Me Down Easy" von Bettye Lavette gehört dazu oder "I Wouldn't Treat A Dog The Way You Treated Me" von Bobby "Blue" Bland. Stücke, die mehr nach Blues oder Rock 'n' Roll klingen als die Musik, die Hucknall 25 Jahre lang mit seiner ehemaligen Band Simply Red produzierte, soulige, jazzige Uptempo- Songs, samtweiche Liebeslieder. Das Publikum in der ausverkauften Laeiszhalle schien darauf nur zu warten. Als Hucknall dann mit "Look in The Mirror" eine alte Reminiszenz anbot, ging sofort die Stimmung in die Höhe.

Die Tour mit dem Titel "American Soul" verwirrt vielleicht ein wenig. Denn Soul-Klassiker sind neben Nina Simones oft gecovertem "Don't Let Me Be Misunderstood" kaum im Programm. Hucknall präsentiert die weniger bekannten Songs, die auch im Herbst auf seinem Album erschienen: "Turn Back The Hands Of Time" von Tyrone Davis oder "I'd Rather Go Blind" von Etta James. Letzteres aber singt er mit seinem rauen Bass so wunderbar verletzlich, dass wohl jedem Zuhörer klar wird, der berühmte Womanizer weiß, was Liebeskummer ist. Auch Neil Youngs "On The Beach" intoniert er so schmeichelnd traurig, dass man ganz hingerissen ist. "Tell It Like It Is" singt das Publikum mit, und bei "If You Don't Know Me by Now" hat er alle gepackt. Das Vorurteil, dass Musiker nicht tanzen können, entkräftet er mit dem Simply-Red- Klassiker "Something Got Me Started". Das musste sein, hätte man sonst doch fast geglaubt, man sei in einen Van-Morrison-Abend hineingeraten. Mick Hucknall ohne Bläser, Streicher und Background-Girls, nur mit zwei Gitarren, Schlagzeug und Keyboard (darunter eine Hammond-Orgel mit Leslie-Box), das ist deutlich mehr Blues als Pop.

Er möchte sich mit dieser Musik weiterentwickeln, hat Hucknall gesagt. Soll er, kann er. Wenn er als vierte Zugabe aber sein wunderbares "Money's Too Tight To Mention" aus der Simply-Red-Zeit bringt, wenn die Zuhörer jeden Refrain laut und hüpfend mitsingen, dann, ja dann ist Mick Hucknall immer noch der Größte.