Beim Singer-Wettstreit-Finale im Schauspielhaus treten an diesem Freitag gleich zehn Songschreiber an. Titelverteidiger Tom Klose plant seine erste Tour

Schauspielhaus. Es gibt solche und solche Wettbewerbe. Der Stern und die Quoten der TV-Castingshows haben längst zu sinken begonnen. Auch die künstlerische Qualität mancher Sieger hat zwiespältige Echos hervorgerufen - im schlimmsten Fall gar keines.

Völlig unbeeindruckt davon breitet sich Hamburgs größte Nicht-Castingshow am heutigen Freitag auf dem Spielfeld im Schauspielhaus aus. Gleich zehn Musiker treten beim "Singer Slam Finale" in der Kampf-der-Künste-Reihe ans Mikrofon.

Der Songschreiber-Wettstreit, im Jahr 2006 als Ableger des Poetry-Slams entstanden, hat auf der Bühne des Sprechtheaters durchaus Tradition. Beim musikalischen Highlight der Kampf-der-Künste-Saison traten schon Sängerin Catharina Boutari alias "Puder", Songschreiber Gisbert zu Knyphausen ("Hurra! Hurra! So nicht") oder der sowohl auf Poetry- als auch auf Kabarettbühnen agierende Marc-Uwe Kling auf ("Das Känguru-Manifest").

"Der diesjährige Jahrgang ist einer der stärksten seit Langem", haben die Slam-Initiatoren Jan-Oliver Lange und Michel Abdollahi festgestellt. Letztgenannter wird das Finale wie die Vorentscheide erneut moderieren.

Glich der "Singer Slam" zwischendurch mal einem reinen Nachwuchswettbewerb, ist das musikalische und textliche Niveau in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Und so haben Lange und Abdollahi zum Endkampf nicht nur die Monatssieger von Oktober bis März eingeladen, sondern auch die drei besten Zweitplatzierten. Ob mit zarten Klängen am Piano oder harten Gitarrensoli, ob mit Songs zum Dahinschmelzen oder zum Lachen, die Finalisten hatten die Jurys bei den Vorentscheiden am jeweils ersten Freitagabend des Monats im Ottenser Zeise Kino überzeugt. Im Januar etwa Siegerin Stephanie Glasmeyer am E-Piano, aber auch der zweite Sieger Tilman Birr mit Gitarre. Während die 27-jährige Glasmeyer, auch als Gesangsdozentin tätig, mit ihren autobiografisch geprägten Songs wie "Frosch bleibt Frosch" oder "Bis zum Sommer" gefiel, überraschte Birr mit musikalischen Fähigkeiten. Der gebürtige Frankfurter ist in der Poetry-Slam-Szene großgeworden. Im Vorjahr brachte er seinen ersten humoristischen Roman "On se left you see se Siegessäule" über seine Erlebnisse als Berliner Stadtbilderklärer heraus, inzwischen ist er auch auf Kabarettbühnen zu Hause.

Gleiches gilt für Special Guest Torsten Sträter, jüngst Gast beim ARD-"Satire-Gipfel". Der Poetry-Slammer aus dem Ruhrpott soll das Finale auflockern. Damit etwa auch der Brite Ben Galliers und Rene Möllmer wie im Februar im Zeise Kino mit ihren Songs das Publikum erreichen. Das darf, repräsentiert durch eine von Moderator Abdollahi zufällig ausgewählte fünfköpfige Jury, wie gewohnt Sieger und Besiegte küren. Die beiden besten Finalisten stimmen dann noch einen zweiten Song an, ehe das unbestechliche Publikums-Applausometer entscheidet.

Auch Tom Klose kennt dieses Prozedere bestens: Der zehnte Teilnehmer singt und spielt als Titelverteidiger mit. Der aus Flensburg stammende Lokalmatador hatte nach seinem Erfolg beim "Singer Slam" 2012 anschließend schon beim Poetry-Slam-Finale im Schauspielhaus gezeigt, dass er mit seinen ausgefeilten Liedern mehr als nur ein Pausenmusiker für die große Bühne ist. Sein Debütalbum "From Weeds To Woods" - der Titelsong thematisiert den Wald als Metapher - geht dieser Tage in die Vorproduktion, auch eine Deutschland-Tour ist geplant.

Das zeigt: Es bedarf nicht immer des Sieges bei einer Castingshow und oft dubioser Verträge, damit Künstler vorankommen. Geld gibt es beim "Singer Slam" ohnehin nicht zu gewinnen. Wie in der Slammer-Szene üblich stattdessen eine Flasche Hochprozentiges. Organisator Lange: "Beim Finale gibt es eine Flasche Whisky, diesmal eine besonders gute." Außerdem natürlich den Glitzerregen für den Sieger. Ein bisschen Show muss schließlich sein

"On se left you see se Siegessäule" Do 14.3., 20.00 Polittbüro (U/S Hbf.), Steindamm 45, Karten zu 15,-/10,-: T. 28 05 54 67; www.polittbuero.de