Eine Betrachtung von Birgit Reuther

Jüngst war in dieser Zeitung von einer Studie zu lesen, die besagt, dass Dauernörgler älter werden als wackere Optimisten. Demzufolge müssten der Katze, die seit einigen Monaten online für Furore sorgt, nicht sieben, sondern mindestens 14 oder sogar 21 Leben zuteil werden.

Im Internet existiert das ungeschriebene Gesetz: "Jedes Phänomen ist erst wirklich eines, wenn es sich als Katze darstellen lässt." Und somit ist eine kleine Mieze aus dem US-Bundesstaat Arizona, die unter dem Namen "grumpy cat" firmiert, nun zur Ikone von mehr als einer Million Pessimisten geworden. Ihre Hauptmerkmale sind Mundwinkel, die nach unten streben wie Blei, sowie ein genervter Blick, der selbst einen Terminator in Grund und Boden starrt.

Fans der grummeligen Katze machen sich einen Spaß daraus, Fotos des Griesgrams mit Sprüchen zu versehen. Die lakonischen Grantel-Gags funktionieren in etwa so: "Ein kleines Vögelchen hat mir verraten, dass du Geburtstag hast - Ich habe es gegessen." Oder: "Harter Tag bei der Arbeit? - Gut so". Auch aktuelle Ereignisse und allzu fröhliche Popsongs infiltriert "grumpy cat" mit schlechter Laune. Wenn Rihanna singt "Shine bright like a diamond", sagt die vierbeinige Antiheldin nur: "No".

Das katzifizierte Böse mag infantil daherkommen, appelliert aber an den Zyniker in uns, der ab und an Auslauf haben will. Und wem die Welt mal wieder zu rosarot, verheuchelt und in Watte gepackt erscheint, dem verpasst dieser Stromberg unter den Katzen einen erfrischenden Guss aus dunkler Wolke. Gut so.