Hamburg. Als Sechsjährige lief China Moses bereits durch das Haus ihrer Großmutter und sang mit piepsiger Stimme von "bad, bad Girls". Inzwischen ist die Afroamerikanerin 33 Jahre alt und weiß, was böse Mädchen so anstellen. Ihre Ansagen zwischen den Songs sind voller sexueller Anspielungen, doch von Verruchtheit hat Moses wenig. Mit einem eleganten, schulterfreien Kleid kommt sie auf die Bühne der Fabrik und gibt dem Publikum Nachhilfe in der Geschichte des Blues - allerdings ausschließlich aus weiblicher Sicht. Die Qualitäten eines Briefträgers - Pünktlichkeit - werden darin ebenso gelobt wie die eines Schlachters. Der weiß nämlich ein richtiges Stück Fleisch zu schätzen.

In den Songs, die sie ausgewählt hat, taucht der Mann meistens als domestiziertes Wesen auf. Mit Eleganz, Charme und Seele singt sie dennoch das Hohelied auf das weibliche Gegenüber und lobt dabei die von ihr verehrte Sängerin Dinah Washington als Paradebeispiel für die richtige Einstellung: "Sie wurde nur 39 Jahre alt, war siebenmal verheiratet und hatte daneben noch ein paar Geliebte. Das nenne ich Zeitmanagement."