Geschäftsführer sieht weiterhin Perspektiven, das Unternehmen zu retten. Betrieb soll in abgeschwächter Form weitergehen. Im November wurden 98 von 299 Mitarbeitern entlassen.

Berlin. Der Betrieb der erneut insolventen Nachrichtenagentur dapd soll zunächst weitergehen. Geschäftsführer Ulrich Ende sagte bei einer Betriebsversammlung in Berlin, er sehe weiterhin Perspektiven, das Unternehmen zu retten. Er bitte die dapd-Kunden um Verständnis, dass der Betrieb zunächst in abgeschwächter Form fortgeführt werde.

Ende hatte zuvor zum zweiten Mal binnen sechs Monaten Insolvenz für die Nachrichtenagentur anmelden müssen. Eine Sprecherin des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg bestätigte, dass ein vorläufiges Insolvenzverfahren eingeleitet worden sei. Grund für die erneute Insolvenz war nach Endes Aussagen in der Betriebsversammlung nicht die mangelnde Investitionsbereitschaft der Geldgeber. Vielmehr sei die junge GmbH mit den 62 Kündigungsschutzklagen ehemaliger Mitarbeiter überfordert gewesen. Zudem gebe es wegen der ersten Insolvenz "strukturelle Schwächen" bei dapd.

Der Journalist Ulrich Ende hatte erst am 1. Februar die insolvente Nachrichtenagentur übernommen. Von zunächst fünf angekündigten weiteren Investoren der neuen dapd Nachrichtenagentur Beteiligungs GmbH wurden zum Start nur zwei Namen genannt: Gemeinsam mit den Unternehmern Wolfgang Pabst und Christoph Bausinger wollte Ende vier Millionen Euro Einlagekapital für dapd bereitstellen. Pabst betreibt den Fachverlag Pabst Science Publishers, Bausinger die in Wiesbaden ansässige Hunternet GmbH.

Mit dem Einstieg Endes wollte dapd einen Neustart schaffen. Die Nachrichtenagentur hatte für die acht Gesellschaften, die das aktuelle Tagesgeschäft bestritten, Anfang Oktober 2012 Insolvenz angemeldet. Im November wurden 98 von 299 Mitarbeitern entlassen.

Die dapd war 2010 von den Investoren Martin Vorderwülbecke und Peter Löw gegründet worden. Vorläufer der dapd waren der Deutsche Depeschen Dienst (ddp) sowie der deutsche Dienst der US-amerikanischen Associated Press (AP).

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands, Michael Konken, sagte, die neue Insolvenz sei ein erneuter Schlag ins Gesicht für die Mitarbeiter. "Nach Monaten der Unsicherheit haben sie nun endlich wieder daran geglaubt, eine Perspektive zu haben", sagte Konken. Er forderte die Investoren auf, dapd schnellstmöglich die zugesagten Mittel zur Verfügung zu stellen.