Die Camerata Köln und die spanische Sopranistin Nuria Real in der Laeiszhalle

Hamburg. Für eine kleine, feine, privat und ehrenamtlich veranstaltete Reihe wie die Kammermusikfreunde ist es ein mittleres Desaster: Da hat man mit der spanischen Sopranistin Nuria Rial und der Camerata Köln Künstler aus der Crème der internationalen Barockszene verpflichtet und muss dann feststellen, dass just am selben Abend der Amsterdamer Ton Koopman und seine Ensembles ein Konzert geben (siehe Bericht Seite 13), das sich an dieselbe Zielgruppe wendet, aber von den Elbphilharmonie Konzerten ganz anders beworben wird.

Glücklicherweise war der kleine Saal der Laeiszhalle an diesem Abend dennoch gut gefüllt - und hörbar begeistert. Die Flötisten Michael Schneider und Karl Kaiser brachten mal gemeinsam, mal einzeln barocke Instrumentalwerke zu diskret höfischem Funkeln. Die Rhythmusgruppe bildeten der hoch virtuose, hoch beschäftigte Cellist Rainer Zipperling und die Cembalistin Sabine Bauer, und gelegentlich mischte der Lautenist Yasunori Imamura seinen wunderbar perkussiven, herben Ton hinein.

Idiomatischer, stilgerechter kann man sich diese Musik nicht wünschen. So wurden die Arien und Kantaten mit Rial zu einem Fest des musikalischen Miteinanders. Die rehäugige Katalanin führte ihre Stimme so frei und klar und verzierte so natürlich, als hätte sie dem Publikum etwas zu erzählen. Verblüffend ihre Ausdruckspalette: Hauchen und süß in der Höhe verschwindendes Piano kamen genauso darin vor wie Glockenklänge, kernige Staccati und, geschmackvoll dosiert eingesetzt, dramatisches Vibrato.

Und bei der Zugabe, einer Arie aus Telemanns Oper "Der geduldige Socrates", bekam der Hörer dann noch eine Ahnung von Rials szenischem Witz, von ihrem Gespür für die komödiantische Wirkung ihrer delikaten Agogik.