Motte. "Anspruch, Witz, Entspanntheit" lautet das Credo der Hamburger Band Tante Polly. Für ihr Debütalbum "Herzkotze" ließen sich die Attribute Melancholie, Lebensfreude und Unverfrorenheit hinzufügen.

Zwar erzählen Dominik Dittrich, Benjamin Leibbrand und Sebastian Strehler in ihren Liedern bevorzugt vom Leben aus Bordsteinkanten-Blickwinkeln. Doch ihre Lieder, in denen sie Chanson, Swing, Funk, Jazz und Rock kombinieren, strotzen vor schroffem Esprit und süßer Freiheitsliebe. Klavier, Orgel, Gitarre, Saxofon, Klarinette und Schlagzeug bereiten ein vielschichtiges Fundament für den rauen Gesang der drei Herren, die mit Anzug und Hut auch optisch einen dezenten anachronistischen Charme pflegen.

"Einsam und pleite", die leicht torkelnde Eröffnungsnummer ihrer Platte, klingt, als würde der Barpianist am frühen Morgen noch mal einen raushauen. Eine Bluesnummer, bei der der Pleitegeier im Portemonnaie sitzt und bei der auch im Herzen Ebbe ist. Im Song "Lüneburger Heide" schwingt Wandervogel-Geist mit, während die Band in "Alleine in der Küche" ein Lied davon singt, wie sich einer mit seinem Spiegelbild betrinkt. Kleine Loser-Preziosen sind es, die Tante Polly auf "Herzkotze" vereint. Ohne dass sich die Protagonisten über Gebühr bemitleiden. Wie heißt es in einem Vers doch: "Das Leben geht weiter/und du gehst hinterher."

Tante Polly, supp. Der Fall Böse Fr 1.3., 20.30, Motte (S Altona), Eulenstr. 43, Eintritt 10,-/ erm. 8,-