Hamburg. So fangen Karrieren an. Ein Freund erzählte dem jungen Werner Grassmann zu Beginn der 50er-Jahre, dass die Kosten für einen Meter Film bei nur etwa 50 Pfennig pro laufendem Meter liegen. Grassmann begann zu rechnen. Ein Kulturfilm, wie man den Kurzfilm damals nannte, war etwa 300 Meter lang. Man müsste also für so ein Werk lediglich 150 Mark ausgeben. Grassmann, der eigentlich gehört hatte, der Film sei ein teures Geschäft, staunte. "Ich war angetan und überrascht und beschloss, Filmproduzent zu werden."

Studio 1 hieß die Produktionsgesellschaft, die Grassmann daraufhin gründete. An das Jubiläum erinnerte er am Mittwoch im Abaton, das er später gründete. Studio 1 hieß nicht nur eine Produktionsgesellschaft, sondern auch ein kleines Kino mit einer Platzkapazität von 25: 18 reguläre Plätze und sieben Gartenstühlen. Gut, wenn man den kleinen Eingang hinter der zum Trocknen aufgehängten Wäsche im Innenhof gefunden hatte.

Den ersten Film drehte Grassmann über den Hafen. Den Text zu "Ware unterwegs" hielt der Kabarettist Werner Finck für ausreichend subversiv, um ihn zu sprechen. Grassmann erinnerte anekdotenreich an die zahlreichen Filmemacher, denen er auf die Sprünge helfen konnte. Er zeigte einen Ausschnitt aus "Die kritische Masse", in dem das olympische Feuer in Grenoble gestohlen wurde, um es nach Hamburg zu holen. Er erinnerte an Hamburg als Zentrum des Undergroundfilms - neben New York und London. Regisseur Jochen Kuhn erklärte, Grassmann sei ein "Kind, das sich als Erwachsener verkleidet" und schilderte den Hamburger Kinopionier in seiner Doppelfunktion als Geschäftsführer und Spieler. "Der Geschäftsführer kommandiert, und das Kind entscheidet."