Der Kabarettist brachte mit “Paradigma“ eine gelungene Premiere

Hamburg. Solch politische Töne sind im Schmidt nicht aller Tage zu hören: "Die NPD steht für Gewalttätigkeit, die FDP nur noch für Sinnlosigkeit." Derjenige, der im Unterhaltungs- und Verzehrtheater auf dem Kiez über die deutschen Parteien und den Verfassungsschutz herzog, versteht sein Geschäft. Dass und wie er von jenen Institutionen beobachtet wird, baute Django Asül bei der Hamburg-Premiere seines fünften Soloprogramms "Paradigma" ins Geschehen ein.

Und dem niederbayerischen Kabarettisten mit türkischen Wurzeln kann keiner so richtig böse sein. Gewissermaßen zum Aufwärmen frotzelte er bei seinem gelungenen satirischen Rundumschlag über die Hansestadt mitsamt ihres HSV-Idols: "Uwe Seeler war schon immer Türke", sagte Asül ob Seelers nach Leverkusen wechselnden Enkels mit Namen Levin Öztunali. Und die Elbphilharmonie ("Die 77 Millionen Euro Anfangskosten waren nicht für den Bau, sondern nur für das Modell") gehörte ebenso zu seinen Zielscheiben seines Spotts wie Baden-Württemberg und die Bundeshauptstadt: "In Stuttgart haben Bürger verhindert, dass ein Bahnhof gebaut wird, in Berlin haben Politiker verhindert, dass ein Flughafen gebaut wird", ätzte Asül.

Der 40-Jährige, in den späten 90ern dank der wöchentlichen heiteren RTL-Schwafelrunde "7 Tage, 7 Köpfe" bekannt geworden, hat kürzlich einen persönlichen Paradigmenwechsel vorgenommen und seinen türkischen Pass abgegeben. Der gebürtige Niederbayer ist fortan nicht mehr "der anatolische Florian Silbereisen", sondern deutscher Staatsbürger. Was das heißt? "Die eine Hälfte in mir ist grantig, die andere migrantig", offenbarte Asül.

Im biografisch geprägten zweiten Teil seines Programms bekannte er, dass er als Deutscher das Kopfnicken in Sachen EU schnell gelernt habe - obwohl es immer Schmerzen bereite. Und Asül zeigte sein Talent als genauer Beobachter des vermeintlich gesunden Volksempfindens und Parodist. Seine Nummer als von Bier benebelter bayerischer Wirtshausgast am Stehtisch gehörte ebenso zu den Höhepunkten des Abends wie sein Rollenspiel als deutscher Saunafreund in der Midlife-Crisis: "Da macht das Testosteron einfach mal ein Sabbatjahr", beruhigte er.

Da Asül aus seinem Weizenbierglas nie Alkoholisches trinkt, dürfte er auch künftig den Durchblick und einen klaren Kopf behalten.

"Paradigma" wieder am Mo 23.9., 20 Uhr, Schmidt, Karten unter T. 31 77 88 99; www.tivoli.de