Eine Arte-Doku deckt auf, dass die wahren Nutznießer in Deutschland sitzen

Die Preisfrage ist denkbar einfach. Sie lautet: Wer kriegt eigentlich die Milliarden? Umso bemerkenswerter ist es, dass sofort schlechte Laune eintritt, wenn sie gestellt wird. "Das ist keine lebenswichtige Information!" Meint Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos. Und der deutsche Bundesfinanzminister ist haargenau derselben Ansicht. "Wer die Begünstigten sind", sagt Wolfgang Schäuble, "ist irrelevant!" Und zwar in dem schneidenden Ton, den er immer anschlägt, wenn er eine Diskussion satt hat.

Dabei gibt es die Diskussion über die Rettungsmilliarden erstaunlicherweise gar nicht. Obwohl es ja nun nicht um Peanuts geht: 150 Milliarden pumpt die Euro-Gemeinschaft in ihre überschuldeten Mitgliedsstaaten, die leiten die Milliarden an ihre maroden Banken weiter, und die wiederum zahlen ihre Gläubiger aus. Aber wer sind diese Gläubiger? Davon hat der Steuerzahler keinen blassen Schimmer. Geschweige denn davon, warum die Interessen dieser Gläubiger so komplett und zuvorkommend bedient werden. 52 Banken sollen schon "gerettet" worden sein. Angeblich, weil sie "systemrelevant" sind. Das ist auch so ein magisches Wort, das nicht hinterfragt werden darf.

Wer's trotzdem tut, läuft Gefahr, sich kräftige Ohrfeigen einzuhandeln. Wie Irlands stellvertretender Finanzminister Brian Hayes, der die Übernahme der Bankschulden durch den Staat "einen schrecklichen Fehler" nennt und sich dafür anhören muss, dass er politisch ein Niemand sei. Und zwar nicht von irgendwem, sondern von höchster Stelle. "Ich weiß nicht", sagt Wolfgang Schäuble boshaft, wenn man ihn auf Hayes anspricht, "was das für ein stellvertretender Finanzminister ist."

Arpád Bondy und Harald Schumann ist ein hübscher Horrorfilm gelungen. Die Steuerzahler unter uns, die sich mal richtig aufregen wollen, sollten die Dokumentation "Staatsgeheimnis Bankenrettung" auf gar keinen Fall verpassen. Da kann einem beim Zugucken richtig schön der Hut hochgehen.

Übrigens hält der Film auch eine Pointe bereit: Nicht wir, die Deutschen, retten Irland, sondern die Iren retten uns! Da staunt der Laie. Tatsächlich zahlen die verstaatlichten irischen Banken offenbar Monat für Monat dreistellige Millionenbeträge, um fällige Anleihen zu bedienen und deren zumeist ausländische Besitzer auszuzahlen. Von denen viele in Deutschland sitzen. Das kann man der Gläubigerliste der Anglo Irish Bank entnehmen, die ein Blogger gerade unter dem Pseudonym "Guido Fawkes" veröffentlicht hat. Darauf finden sich die Deutsche Bank, die Deka-Bank der Sparkassen, die Union Investment der Raiffeisen-Banken ...

Vermutlich sehen die Listen der anderen 51 Banken ähnlich aus, aber die rückt keiner heraus. Weil solche Informationen unter das "Geschäfts- und Betriebsgeheimnis der Unternehmen" fallen. Sagt Jörg Asmussen, der seit einem Jahr im Direktorium der Europäischen Zentralbank sitzt. Und das schlägt dem Fass dann den Boden aus.

"Staatsgeheimnis Bankenrettung" , heute, 21.44, Arte