Schauspielhaus. "Was ist das für ein Gott, der kämpfen lässt?", wendet sich Tempelritter Curd an die Zuschauer. Statt der Rüstung trägt er einen Pullover mit Zopfmuster in Kreuzform. Ein junger Mann von heute. Immer wieder nehmen die drei Darsteller in Grete Pagans Lessing-Inszenierung nach "Nathan der Weise" im Rangfoyer Distanz zu ihren Figuren ein, befragen sie und das Drama nach den Gründen des Hasses zwischen christlicher, islamischer und jüdischer Religion. Trotz der Problematik gelingt ihnen und der Regisseurin eine unverkrampfte, kurze und kurzweilige Version des Klassikers über Glaubenstoleranz.

Die Bühne für das Spiel über die drei Religionen hat die Form eines Kreuzes, in dessen Ecken die Zuschauer auf Tribünen sitzen. Für jede steht auch ein Darsteller. Nathan (souverän: Hermann Book), seine Tochter Recha (Angelina Häntsch) und Curd (Florens Schmidt) übernehmen auch die Rollen des Sultans Saladin, des Patriarchen und der Haushälterin Darja. Sie spielen lustige Variationen der komischen Alten: die bigotte Christin, die Glucke sowie die Liebeslieder trällernde und tanzende Kupplerin des jungen Paares.

Grete Pagan hält sich an Lessings Sprache, bricht sie indes bei den Dialogen der Spieler mit dem Publikum und lockert auch die Szenen mit David Pagans Musik und witzigen Ideen auf. Der Klassikerkopf als Keksdose ist ein Krümelmonster-Scherz, der den jungen Leuten auch ein Bild Lessings vermittelt. Ob Neunjährige bei all den Figurenwechseln und Verwandtschaftsverbindungen folgen können, ist zweifelhaft. Die Jugendlichen erhalten für den Schreibwettbewerb ein Heftchen, in dem sie ihre Version des Stücks dichten und entscheiden können, was passiert. Ein Spaß mit Tiefgang.

"Nathan" (9+)" Di 26./Mi 27.2., dann 26., 27.3., 17. u 18.4., jew. 10.30, Rangfoyer des Schauspielhauses (U/S Hbf.), Kirchenallee 39, Karten zu 11,- unter T. 24 87 13; www.schauspielhaus.de