Das wieder auferstandene JazzHaus Festival präsentiert Newcomer und alte Hasen

Foolsgarden. Dornröschen lag hundert Jahre in ihrem Schlaf, ehe ein Prinz sie wachküsste. Im Vergleich dazu erscheint die Sendepause des Hamburger JazzHaus Festivals, das am Freitag und Sonnabend im Foolsgarden zu neuem Leben erwacht, beinahe wie Sekundenschlaf. Elf Jahre liegt die letzte Ausgabe des von örtlichen Musikern organisierten Ereignisses dieser Art zurück. Es dauerte nur einen Abend, drei Bands spielten, danach versiegten die Freuden der Selbstverwaltung. Dass sich die Hamburger Jazzszene jetzt aus eigener Kraft dazu aufgerafft hat, zwischen den beiden neu errichteten Festival-Leuchttürmen Elbjazz und Überjazz ihr eigenes kleines Lagerfeuer der improvisierten Musik zu entzünden, zeugt von neuem Selbstbewusstsein.

Dazu dürfte nicht zuletzt die Inklusionspolitik der genannten Groß-Festivals beigetragen haben. Denn sowohl Elbjazz als auch Überjazz achten sehr darauf, die Hamburger Jazzszene in ihrer Programmplanung angemessen zu berücksichtigen. Das war früher anders. Die Erinnerung an Hamburger Jazzfestivals der 80er- und 90er-Jahre - in der Fabrik, im Jazzport-Zelt - ruft bei vielen Veteranen der Szene Erinnerungsschmerz hervor. Denn sie wurden dort verlässlich ignoriert. Das schlug im Selbstbewusstsein tiefe Blessuren.

Doch viele der Musiker, die jetzt zwei Abende lang den kleinen, traditionsreichen Laden im Schanzenviertel mit ihrer Musik bespielen, sind noch so jung, dass ihnen die Erzählungen der Alten vorkommen müssen wie Opa erzählt vom Krieg. Jan Prax, er spielt Altsaxofon wie der Teufel, war vier Jahre alt, als die Hamburger Jazzhäusler 1996 ihr erstes Festival organisierten. Dass der in Karlsruhe geborene Musiker mit seinem Quartett am Sonnabend einen glanzvollen Schlusspunkt setzen dürfte, scheint ausgemacht. Auf dem Jazzfestival Leverkusen, einem der größten in Deutschland, erspielten sich Jan Prax 4 im vergangenen November aus dem Stand den Nachwuchs-Jazzpreis im futuresounds-Wettbewerb. Dabei hatte sich das Quartett nur gegründet, um am Wettbewerb teilnehmen zu können. Der "Kölner Stadtanzeiger" schrieb über das Konzert: "So gar nicht gestriegelt ziehen die vier in einen wunderbaren Strudel, lassen ihre Instrumente mal unflätig, mal gefühlvoll sein." Das Quartett spielt akustisch - Saxofon, Klavier, Bass und Schlagzeug.

Der meistbeschäftigte Mann am ersten Festivalabend ist der brillante junge Bassist Jakob Dreyer. Am Anfang ist er mit dem Quintett Pocketclub zu erleben, das mit ungewöhnlicher Frontline aus Posaune und Altsaxofon aufwartet. Zum Ausklang spielt Dreyer als Benjamin im Aquarian Jazz Ensemble des Schlagzeugers Björn Lücker.

Wer den Wassermann im Bandnamen führt, sucht die Wandlung, das Unkonventionelle; tatsächlich beschreiben die Veranstalter die Musik des Aquarian Jazz Ensembles mit den beiden Worten "experimental avantgarde". In diesem Quintett spielen außerdem Gabriel Coburger (Saxofon), Motor und gute Seele des Hamburger Jazzlebens, Claas Ueberschär (Trompete) und Buggy Braune (Klavier).

Mit der ganzen Verve der Jugend reitet mittendrin am Freitagabend das Quartett finecost heran. "Superlativ ist fortan nur noch Mittelmaß", tönt es aus dem Bandinfo der auf Elektronik, Sampling und Hip-Hop-Beats spezialisierten jungen Männer. Mit Schlagzeug, Trompete, Bass, Keyboards und dem elektronischen Zaubergarten der Neuzeit wollen sie "den Jazz wieder auf freie Wildbahn" schicken.

Die extravaganteste Besetzung ist am morgigen Sonnabend zu erleben: a4, ein Saxofonquartett mit Anna-Lena Schnabel, Max Rademacher, Christian Gastl und Oli Gutzeit. Saxofonquartette sind schon selten, aber solche, in denen alle vier nur Altsaxofon spielen, dürfte es auf der Welt so schnell kein zweites Mal geben. "Keine Kaffeehausmusik, sondern schwer verdaulichen Jazz, der häufig Kopfschmerzen verursacht", verspricht das Quartett Café Harfuch, das mit Tenorsaxofon, Klavier, Bass und Schlagzeug auf die Besetzung des John Coltrane Quartets zurückgreift. Der wird im Jazz inzwischen als Heiliger verehrt. Aber Kopfweh machen mit seiner Musik, manchmal jedenfalls: Das konnte Coltrane auch.

JazzHaus Festival Fr 22.2., Sa 23.2., jeweils 20.00, Foolsgarden (Metrobus 3), Lerchenstraße 113, Eintritt 18,-/erm. 12,-

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