Eine Krisenintervention von Holger True

Abschied ist ein scharfes Schwert. Das wusste schon Roger Whittaker, und auch Serienfans können ein Lied davon singen. Wenn das, was über Wochen, manchmal Monate die Abende strukturiert hat, wegbricht, dann bleibt vor allem eines: Leere. Wer Serien spät, also weit nach Erstausstrahlung, entdeckt, ist noch verhältnismäßig gut dran. Acht Staffeln "24" brauchen schließlich ihre Zeit.

Doch was, wenn wie im Fall "Homeland" (derzeit auf Sat.1), die Sucht so groß war, dass - iTunes sei Dank - nicht nur die komplette erste Staffel, sondern auch die zweite und damit derzeit letzte bereits über den Bildschirm gerauscht ist? Und der abschließende Cliffhanger noch lange vor sich hinhängen wird, weil die Dreharbeiten für Staffel drei erst im Frühjahr beginnen? Dann ist Krisenmanagement angesagt, etwa in Form einer Selbsthilfegruppe, deren Mitglieder sich mittags in der Kantine oder abends beim Inder die schönsten Stellen nacherzählen, Fortsetzungsgerüchte austauschen und, ja, einander auch einfach mal bemitleiden. Wenn das nicht hilft? Dann kann vielleicht eine weitere Einsicht von Schlagerphilosoph Whittaker das Auge für die wahre Natur aller Dinge öffnen: Was einmal war, das kommt nie wieder, ging es auch viel zu schnell vorüber. Heißt: Mit den Tatsachen abfinden und das Herz wenigstens vorübergehend an etwas anderes hängen.

Oder: Die ersten beiden Staffeln einfach noch mal gucken.