Nicht nur eine Frau vorne rechts in der Laeiszhalle hatte ihren Spaß beim Hamburger Konzert des spanischen Tango-Sängers Diego El Cigala.

Hamburg. Sie nennen ihn den "Kaiserhummer", und der madrilenische Rom erfüllte am Dienstag in der nur leidlich besuchten Laeiszhalle alle Latin-Klischees, als er wie frisch aus dem Ölbad gezogen, ring- und kettchenbehangen, gleich zu Beginn vorne rechts eine Frau klarmachte, die fortan das Ziel allen Singens war.

Diego El Cigala hatte sich im Flamenco einen respektablen Ruf verschafft, bevor er 2003 mit dem damals 85-jährigen kubanischen Pianisten Bebo Valdés die Grenzen sprengte: Lágrimas negras verband Flamenco-Gesang mit Schmachtfetzen von der Zuckerinsel und wurde ein Welterfolg.

Das Rezept hat Cigala beibehalten und nunmehr auf den Tango angewandt; freilich so, dass von diesem außer guten, alten Songs wie "Tomo y obligo" oder "El día que me quieras" nichts übrig blieb. Aber selbst in diesen Parts wie auch bei den sattsam bekannten Kuba-Songs im zweiten Teil blitzte seine einzigartige Gesangskunst auf: Eine Reibeisenstimme mit dem Drehmoment einer Rakete. Seine drei kubanischen Musiker nudelten mit sichtlichem Vergnügen "Tango & Sons" im Rumba-Bolero oder Cha-Cha-Rhythmus runter, gaben aber auch zweimal ein hitziges Heimspiel, als sie alte Kuba-Standards nach allen Regeln der Kunst zernagelten.

Statt der entspannt-inbrünstig rollenden Rumba-Kugel aber hätte man sich schlussendlich doch mehr vom gesanglich inbrünstigen "cante jondo" des Flamenco gewünscht - oder davon, wie El Cigala zwischendurch in zwei Flamenco-Titeln auch mal richtig auspackte.

Nicht auszudenken übrigens, wenn der "Kaiserhummer" sich in diesem Stil Schubert-Lieder vornähme.