Ein Kommentar von Stefan Reckziegel

In einer Wettbewerbsgesellschaft sind Vergleiche an der Tagesordnung. Gilt auch für die Kultur. Der Poetry-Slam, jener literarische Vortragswettstreit aus den USA mit selbst geschriebenen Texten, hat längst Einzug in deutsche Theater gehalten, in Hamburg etwa ins Schauspielhaus oder ins Ernst Deutsch Theater. Kürzlich fand im Indie-Rockkeller Molotow auf St. Pauli die Weltpremiere des "KlassikSlam" statt, sieben klassische Instrumentalisten spielten und improvisierten um die Gunst des Publikums. Ob des Erfolgs geht er jetzt monatlich in Serie. Manche finden das schlimm, doch es geht noch "slammer": Zu Pfingsten wird es in Wedel bei der Veranstaltung "Pianos an der Elbe" erstmals einen "Piano Slam" geben.

Warum sollte die Klassik hinter Liedermachern (Singer-Songwriter-Slam), Film (Shortfilm Slam) oder Wissenschaft (Science Slam) zurückstehen? Klar, manchen geht es primär darum, Teil des Events zu sein oder Kultur in unterhaltsamen Häppchen zu genießen. Dass die deutschen Poetry-Slam-Meisterschaften in Multifunktionsarenen stattfinden, sagt einiges. Auch, dass der "Piano Slam" mit einem Klavierhaus veranstaltet wird.

Slams sind sowohl Teil der kulturellen Kommerzialisierung als auch der Demokratisierung, so wie das Internet. Niveau und Geschmack variieren stark. Indes bieten Slams ein niedrigschwelliges Angebot für (junge) Menschen, die sonst womöglich gar nicht mit Kultur in Berührung kämen. Diesen Spaß sollten wir allen gönnen.