Der Hamburger Fotograf Carsten Witte zeigt bei Monika Mohr seine Porträts und Akte

Monika Mohr Galerie. Eigentümlich zeitlos wirken Carsten Wittes Fotografien, die weibliche Akte und Gesichter zeigen und jetzt in der Photography Monika Mohr Galerie zu sehen sind. "Nudes and Faces in Square" hat der Hamburger Fotograf das Projekt genannt, an dem er seit 2006 arbeitet. Mehr als die Hälfte der ausnahmslos quadratischen Schwarz-Weiß-Fotografien hat er analog aufgenommen. Schwarz und Weiß, Licht und Schatten sind die Elemente, mit denen Witte Bilder komponiert, die ebenso eindringlich wie distanziert wirken. Durch die Abwesenheit von Farbe gewinnen Ausdruck und Form viel stärker an Gewicht, die Komposition tritt wesentlich klarer hervor.

Entstanden sind die Motive ausnahmslos in Carsten Wittes Hamburger Atelier. "An Menschen, besonders an Frauen interessiert mich immer zuerst das Gesicht. Ein toller Körper ohne ein schönes Gesicht ist für meine Arbeit gar nichts wert. Umgekehrt ist das anders, denn der Mensch drückt sich durch sein Gesicht aus. Deshalb entstehen bei meinen Aktstudien immer auch Porträts", erzählt der Fotograf, der seinen Modellen viel Raum bietet, sich vor der Kamera zu inszenieren. "Ich frage immer: Was möchtest du ausdrücken? Meistens greife ich nur sanft ein, denn je mehr die Modelle selbst entscheiden, desto variantenreicher sind die Ergebnisse." Ästhetisch, würdevoll und meistens ein wenig kühl wirken die manchmal geradezu plastisch modellierten Körper und Gesichter auf den insgesamt 19 Bildern, die in der Galerie gezeigt werden.

Schon zum dritten Mal hat Carsten Witte einen Zyklus mit quadratischen Formaten realisiert. Eigentlich sei das ein spannungsloses Format, das sich schwerer füllen ließe als ein Hoch- oder Querformat. "Gerade deshalb muss man sich sehr genau überlegen, wie man die Komposition aufbaut. Inzwischen denke ich mehr und mehr quadratisch", meint Witte, der sich mit dem Format aber auch an der Fotogeschichte orientiert, an die Anfänge der Rollfilmfotografie.

Manche seiner Bilder wecken tatsächlich Erinnerungen an die frühe Fotografie des 20. Jahrhunderts, zum Beispiel an die grafisch strukturierten Bildkompositionen der Neuen Sachlichkeit und ihr Spiel mit Licht und Schatten. "Ich versuche immer, das Modische herauszuhalten, möchte nicht, dass man sagen könnte: Das ist ein typisches Bild von 2010 oder aus den 1990er-Jahren. Mir geht es um eine Ästhetik, die möglichst lange gültig bleibt", erklärt Witte seine künstlerische Absicht.

Carsten Witte wurde in Hamburg geboren, wuchs aber in Hannover auf. Als er nach dem Abitur ein Praktikum bei einer Werbeagentur absolvierte, wusste er sehr schnell, dass das nichts für ihn sein würde. Nach der Assistenz bei einem Hamburger Fotografen studierte er in Bielefeld Foto- und Filmdesign, arbeitete in dieser Zeit aber schon in Hamburg für Redaktionen wie "Tempo". 1989 eröffnete er sein erstes Studio in Hamburg und machte auch gelegentlich Ausstellungen. 2003 arbeitete er erstmals mit der Galeristin Monika Mohr zusammen, die Wittes Arbeiten gesehen und ihn spontan angerufen hatte. "Nudes and Faces in Square" ist schon die vierte Ausstellung, die Witte in der Galerie am Mittelweg zeigt.

Dass er seinen Ausstellungen englische Titel gibt und auch seine Homepage ausschließlich englischsprachig ist, erklärt Witte damit, dass er weniger als zehn Prozent seiner Arbeiten in Deutschland verkauft. "Die meisten meiner Kunden finde ich in den USA und Australien, aber auch in Italien, Frankreich und Schweden", sagt der Hamburger Fotograf. Seine Bildsprache bedarf glücklicherweise keiner Übersetzung.

"Nudes and Faces in Square" bis 28.5., Di-Fr 12.00-18.00, Photography Monika Mohr Galerie (Bus 109), Mittelweg 45, Eintritt frei; www.photographygalerie.de