Hamburg. Brachial bretternde Blechbläser treffen wild wuchernden Wagner-Wahn. Oder: das lauteste, schrägste, schrillste Geburtstagsständchen des Jahres. So ungefähr lässt sich die Musik-Comedy-Dröhnung beschreiben, mit der Mnozil Brass dem Laeiszhallen-Publikum das Trommelfell platt föhnte.

Zum Wagner-Jubiläum haben die phonreichen sieben unzählige Motive aus den Werken des Meisters herausgepult und kunstvoll zusammengebastelt - als Collage, die Wagners Melodien in stilistisches Neuland entführt. Da swingt der Walkürenritt als Jazz-Walzer und der "holde Abendstern" versinkt am Big-Band-Himmel.

Manche Anspielungen erschließen sich nur dem Kenner des wagnerschen Leitmotivkatalogs. Deshalb ist der Tränenlachfaktor beim Programm "Hojotoho" nicht ganz so hoch wie sonst. Auch die Bühnenshow, inszeniert von Philippe Arlaud, wirkt etwas staatstragender als gewohnt. Trotzdem gibt es saukomische Momente in der Oper (fast) ohne Worte: etwa, wenn Trompeter Robert Rother als Siegfried ein Holzschwert aus der Tuba zieht.

Besonders hübsch sind die Kommentare zu den politischen Nachwehen des Komponisten. Mehrfach verweben die Bläser seine Musik mit Anklängen an Mendelssohn und klezmerartige Tanzweisen: ein raffinierter Kommentar zu Wagners Antisemitismus.

Als die österreichischen Bläser Haydns Kaiserquartett anstimmen (die Melodie der deutschen Nationalhymne!), verharren alle in feierlichem Ernst. Und dann streckt ein Teddybär mit Wotan-Augenklappe den rechten Arm hoch zum Hitler-Gruß. Pfui aber auch! So humorvoll und leicht ist der nationalistische Mief aus der rechten Ecke der Wagnerverehrung vielleicht noch nie entlüftet worden.