Eine Betrachtung von Birgit Reuther

Die kleine traditionsreiche Konzerthalle Molotow auf St. Pauli und die große traditionslose Schwester Elbphilharmonie im Hafen treiben ähnliche Ängste um. Die eine befürchtet Ruine zu werden, der anderen droht Ruine zu bleiben. Und da das Gebot der Nächstenliebe ja keine Größenunterschiede kennen soll, ist es nur zu verständlich, dass der etablierte David unter den Musikbühnen nun dem Goliath in spe unter die Arme greift.

"Lasst das mal die Profis machen", wird sich die kleine Hamburger Plattenfirma Audiolith gedacht haben. Jene nämlich, die das Chaos perfektioniert haben (anstatt es in Aktenbergen zu verstecken) und die geübt sind, prekäre Zustände auszuhalten (anstatt diese als Denkmal zu tarnen).

"Elbphilharmonie hier, Elbphilharmonie da. Blablabla. Das nervt echt langsam. Baut das Scheißding endlich fertig und gebt Ruhe", erklären die Labelbetreiber und bitten am 19. März von 20 Uhr an zur Unterstützerfete in die Bar am Spielbudenplatz 5. "Wir hier bei Audiolith haben auch keine Ahnung von Buchhaltung und Zahlen und so, und deswegen machen wir für euch Pfeifen eine Soliparty", heißt es in der sehr realitätsnahen Einladung.

Dieser Beistand hat zwar in etwa die Dimension, als hätte die lokale Töpfergruppe einst den Turmbau zu Babel vorantreiben wollen. Aber nun gut: Schöne Keramiken lassen sich immerhin täglich nutzen. Und im Molotow ist seit mehr als 20 Jahren beste Musik zu hören. Das könnte in der Elbphilharmonie dank der tatkräftigen (und termingenauen!) Hilfe auch bald der Fall sein. Denn Audiolith kündigt Verlässlichkeit an: Den "Gewinn bringen wir vorbei. Könnt ihr euch jetzt schon freuen drauf."