Eine Glosse von Holger True

Es gibt Fernsehsendungen, die sind eine echte Strafe, müssen aber dem eigenen Nachwuchs zuliebe geschaut werden. Einfach, um den Familienfrieden zu bewahren. "Deutschland sucht den Superstar" ist so eine wiederkehrende Quelle der Qual, "Germany's Next Topmodel" auch. Bisher galt da: Augen zu (Ohren möglichst auch) und durch. Doch bald könnte die Sache ganz anders aussehen, ausgesprochen lukrativ nämlich - dank Second Screen. So nennen Experten die Smartphones, auf die Zuschauer munter starren, während sie doch eigentlich fernsehen.

Ein potenzieller Milliardenmarkt ist das, und einer, an dem wir demnächst alle teilhaben können. Wer sich nämlich per App in eine laufende Sendung einloggt, soll zur Belohnung Bonuspunkte bekommen, die später in Prämien eingetauscht werden. Da gäbe es dann etwa für zwölfmal "Topmodel" ein paar High Heels oder für eine Staffel Dschungelcamp ein Survival-Kochbuch von Rüdiger Nehberg. Auch eine Möglichkeit, die Einschaltquote zu stabilisieren. Eines allerdings kann nur als schlimme Drohung verstanden werden: Wer alle Folgen der "Superstar"-Suche hinter sich gebracht hat, ist nach derzeitigen Überlegungen heißer Kandidat für eine Finalshow-Eintrittskarte. In diesem Fall bleibt das Smartphone natürlich aus. Sonst erwacht beim Nachwuchs womöglich noch die Reiselust.