Hamburg. "Vom Ende der Unschuld. Nach Motiven aus dem Leben und Denken des deutschen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer, 1906-1945". Schon der umfängliche Titel der Oper, die der Deutsche Evangelische Kirchentag für seine 34. Ausgabe in Auftrag gab, verweist auf die Besonderheiten dieses künstlerisch-religiösen Unternehmens, das unter der Regie von Kirsten Harms beim Kirchentag in Hamburg am 2. Mai auf Kampnagel seine Uraufführung erleben wird. Am Sonnabend gaben die Hauptbeteiligten auf einem Symposium im Mendelssohnsaal der Hochschule für Musik und Theater Einblicke in ihr Denken und ihre Motive und sprachen auch über die Schwierigkeiten und Skrupel bezüglich des Sujets.

Man habe auf keinen Fall ein "musikalisches Bio-Pic" schreiben wollen, sagte Theresita Colloredo, die gemeinsam mit David Gravenhorst das Libretto verfasste. Unter der fachlichen Beratung des Bonhoeffer-Biografen Ferdinand Schlingensiepen schufen die Autoren stattdessen eine Parabel, die das Geschehen auf einem großen Bauernhof ansiedelt und bei dem Dietrich Bonhoeffer als Figur gar nicht in Erscheinung tritt. Textzitate von ihm dafür umso mehr.

Der junge Komponist Stephan Peiffer berichtete von seinen inneren Kämpfen angesichts der Erwartungshaltung des Auftraggebers und dem eigenen Bedürfnis nach Autonomie. "Fürs breite Publikum verständlich komponieren, ohne Verrat an der Avantgarde zu begehen", benannte er sein Dilemma, von dem er sich schließlich befreit habe. Kirchentagspräsident Gerhard Robbers, im Hauptberuf Verfassungsrechtler und schon von daher großer Schwarmgeisterei unverdächtig, begründete seinen Auftrag, eine Oper zu komponieren, mit einer Bemerkung, die an einen berühmten Satz von Ludwig Wittgenstein denken ließ. Wovon man nicht sprechen kann, darüber kann man, vielleicht, singen.