Ein Kommentar von Karin Franzke

Politischer Aschermittwoch im Wahljahr 2013, der Pferdefleisch-Skandal erreicht Deutschland, US-Präsident Barack Obama hält eine meinungsstarke Rede zur Zukunft Amerikas, erste Medaille bei der Biathlon-Weltmeisterschaft. Man kann also nicht behaupten, dass es ein nachrichtenarmer Tag gewesen wäre, dieser Mittwoch. Und womit eröffnen die "Tagesthemen"? Mit einem knapp fünfminütigen Beitrag über Machenschaften bei Amazon.

Caren Miosga hatte noch kurz angedeutet, dass sie "eigentlich" mit den Poltereien von Merkel, Seehofer, Trittin und Co. beginnen müsste, doch dann hätten sie von einer fast unglaublichen Geschichte über das US-Online-Kaufhaus erfahren. Erfahren? In jeder Programmzeitschrift wird die ARD-Dokumentation "Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon" angekündigt, gedruckt vor Wochen. Und jetzt wird also in den "Tagesthemen", einer Nachrichtensendung, unverhohlen eine Sendung beworben, die im Anschluss beginnt.

Man nimmt es ja inzwischen hin, dass sowohl die Öffentlich-Rechtlichen als auch die Privaten ihre Sender als Plattform für Eigenwerbung nutzen. Selbst in Nachrichtenformaten. Aber als Rausschmeißer, als letzten Beitrag vor dem Wetter.

Wenn der ARD die Amazon-Berichterstattung so wichtig ist, dann soll sie eben zu einer angemessenen Zeit gesendet werden. Von einem Nachrichtenmagazin ist zu erwarten, dass die Themen und auch die Themenfolge nach Relevanz ausgewählt werden - und nicht unter internen Werbeaspekten.