Nachdem die Stiftung Historische Museen im vergangenen Jahr gute Besucherzahlen verzeichnete, müssen die Häuser 2013 bei den Ausstellungen sparen

Hamburg. Dem wuchtigen Product placement der Firma Lego und den schön präsentierten Fundamenten des Bischofsturms sei Dank, hatten die vier Häuser der Stiftung Historische Museen 2012 das beste Jahr seit ihrer Gründung. Das wurde auf der Pressekonferenz am Donnerstag im Hamburgmuseum berichtet. Von den 51.664 Kindern, die im vergangenen Jahr das Helms-Museum besucht haben, war die große Mehrheit in der bunten Lego-Zeitreise-Ausstellung - 30.411 Kinder mehr als im Vorjahr. Weitere 50.000 Besucher sahen sich den wieder zugänglichen Bischofsturm am Domplatz im Untergeschoss von Dat Backhus an - bei freiem Eintritt.

Ja, in diesen klammen Zeiten müssen sich die Museen nach der Decke strecken, mit der Privatwirtschaft paktieren oder die Bürger via Patenschaft und Freundeskreis zur Mithilfe animieren. Zwei besucherstarke Ausstellungen des Helms-Museums haben also die Bilanz für 2012 nach oben gerissen, auch wenn sie sich nur in einem Fall finanziell niederschlagen. Ums fehlende Geld dreht sich nach wie vor vieles in den chronisch unterfinanzierten, zur schwarzen Null verdonnerten Museen. Stiftungsvorstand Helmut Sander wies darauf hin, dass 2013 nicht mal die Tarifsteigerungen ausgeglichen werden.

Bei näherem Hinsehen drehen sich Museumsleiter im Kreis. Zu viel sind sie damit beschäftigt, Geld einzusparen, Geld zu beschaffen und Mangel zu verwalten statt inhaltlich zu arbeiten. Torkild Hinrichsen, Leiter des Altonaer Museums, geht Ende März in den Ruhestand, seine Stelle ist ausgeschrieben. Weiterhin arbeitet man an einem gemeinsamen Sammlungskonzept, um zum Beispiel die Übernahme von Sammlungen zu klären. Den "etwas überzogenen" (Sander) Anspruch der früheren Kultursenatorin Karin von Welck an die historischen Museen, "Leuchtturmprojekte" auf die Beine zu stellen, habe man "heruntergebrochen auf das Machbare", sagte Helmut Sander. Schwer liegt allen Direktoren die Situation der Depots im Magen, die "sich täglich verschlimmert", wie Lisa Kosok vom Hamburgmuseum sagte. Das Zentraldepot, für das sich einst alle Fraktionen ausgesprochen hatten, ist wieder in weite Ferne gerückt. Zwischenzeitlich war man schon erheblich weiter gewesen: Die alte, von der Genossenschaft GEG gebaute Fabrik auf der Peute war ernstlich als künftiger Kulturspeicher im Gespräch. Immerhin hat sich die Bürgerschaft am Mittwoch für den weitestgehenden Erhalt des europaweit einmaligen Gebäudeensembles ausgesprochen. Lisa Kosok plädiert vehement dafür, sämtliche Ziegelbauten zu bewahren.

Eher kleine Brötchen backen Hamburgs historische Museen mit ihren Ausstellungen. Im Museum der Arbeit zeigen junge Tischler und Innenarchitekten ihre neuesten Ideen, von der Draußen-Garküche bis zur Restholz-Anrichte (5. April). Lisa Kosok betritt Neuland, indem sie die Menschen dieser Stadt in die Frage einbezieht, wie das Hamburgmuseum der Zukunft aussehen soll: "Wohin mit der Stadt?" startet am 25. April. Gemeinsam mit dem Evangelischen Kirchentag eröffnet das Altonaer Museum am 1. Mai die multimediale Ausstellung "Der Tod und das Meer". Sie zeigt, wie sich die Erfahrung von Seestürmen, Schiffbruch, Rettung, Tod und Trauer in Kunst und Gesellschaft niedergeschlagen haben.

Das Museum der Arbeit widmet sich vom 1. Mai an der Geschichte und dem Alltag der Krankenpflege und - endlich mal wieder eine handfest politische Ausstellung - ab November dem sehr aktuellen Thema der weltweit ausgebeuteten Wanderarbeiter.

Spannend klingt auch die IBA-Ausstellung ab 1. August im Hamburgmuseum: "Das vertikale Dorf" - Alternativen zum monotonen Hochhausbau.