Ehrlicher Rhythm & Blues mit Roger Chapman und The Shortlist in der Fabrik

Fabrik. "Hyenas Only Laugh For Fun" hieß ein Album von Roger Chapman aus dem Jahr 1981. Damals war der Sänger auf dem Zenit seiner Karriere. Chapman hat eine unverwechselbare Stimme, die von einigen Kritikern tatsächlich mit dem Lachen einer Hyäne verglichen wurde. Doch es war vor allem sein nervös intoniertes Vibrato, das seinen Gesang so einzigartig gemacht hat. Seinen größten Erfolg erreichte "Chappo", wie er sich selber nannte, dann 1983 durch die Zusammenarbeit mit Mike Oldfield. Der Produzent und Musiker hatte ihn zu den Aufnahmen für sein Album "Crises" eingeladen. Im Zuge der Sessions entstand der Song "Shadow On The Wall". In Deutschland kam die Nummer bis auf Platz drei der Hitparade, bis heute wird sie in den Radiostationen, die sich auf Oldies und 80er-Jahre-Hits spezialisiert haben, gern gespielt, weil sie einen ohrwurmartigen Refrain hat.

Doch wie bei vielen Musikern, die in dieser Zeit ihre größten Erfolge feierten, ist die Zeit etwas über sie hinweggegangen. Nur ganz wenige Künstler der 80er-Jahre haben es bis heute geschafft, immer neue Fans zu gewinnen und in entsprechend großen Arenen zu spielen. Depeche Mode ist darunter sicher die große Ausnahme. Chapman muss da deutlich kleinere Brötchen backen. Bei der in diesem Monat laufenden Tournee ist mit Hamburg und dem Konzert in der Fabrik nur eine sogenannte A-Stadt dabei, die anderen Auftritte laufen in Neuruppin, Bonn und Aschaffenburg, in der tiefsten Rockprovinz. Hamburg jedoch war immer ein gutes Pflaster für den inzwischen 70 Jahre alten Sänger. Hier nahm er unter anderem das Album "Live In Hamburg" auf, das 1979 in der Markthalle mitgeschnitten wurde und auch in Chapmans englischer Heimat große Beachtung fand. Nicht zuletzt, weil er darauf eine ungewöhnliche Version des Rolling-Stones-Hits "Let's Spend The Night Together" und des Blues-Klassikers "I'm Your Hoochie Koochie Man" gesungen hat.

Auch wenn die Clubs kleiner geworden sind, in denen Chapman mit seiner Band The Shortlist auftritt, hat er sich doch nie an den Mainstream verkauft. Seit Jahrzehnten singt er seine eigenen Nummern, immer wieder hat er neue Alben veröffentlicht, Studioproduktionen oder Live-Mitschnitte. Zuletzt kam im Jahr 2009 das Doppelalbum "Hide Go Seek" mit 28 Songs heraus. Das Repertoire von Chapman scheint unerschöpflich. Natürlich erwarten seine Fans von ihm Hits wie "Shadow On The Wall", "How How How" oder "Prisoner", aber ein Geheimnis seines Erfolges war auch immer die Interpretation von Blues-, Country- und Rockklassikern. Johnny Cash hat er genauso gecovert wie Sonnyboy Williamson, Chuck Berry ebenso wie Jimi Hendrix' "Stone Free" oder "Strange Brew" von Eric Claptons Band Cream.

Chapman hat in seinem langen Musikerleben so viele Höhen und Tiefen erlebt, dass der Blues für ihn zum idealen Ausdrucksmittel geworden ist. Dabei hat seine Karriere Ende der 60er-Jahre bei einer Band angefangen, die damals zu den artifiziellen britischen Bands gehörte. Family nannte sich die Gruppe, die bis 1973 existierte und eine ganze Reihe außergewöhnlicher Alben wie "Music In A Doll's House", "Entertainment" und "Anyway" herausgebracht hat. Doch die Kompositionen waren selbst für die damalige Zeit zu sperrig und zu extravagant. Family war immer eine Band für Eingeweihte, selbst spektakuläre Auftritte im Londoner Hyde Park und 1970 beim Isle of Wight Festival mit einer halben Million Zuschauern verschafften Family und ihrem Sänger Roger Chapman nicht die Popularität, wie sie andere damals erreichten.

Später konnte Chapman dann vor allem in Deutschland Erfolge als Solist feiern. Ans Altenteil denkt er bis heute nicht. Wenn er eine Bühne betritt, liefert er zuverlässig ab, was er seit vielen Jahrzehnten zu bieten hat: ehrlichen Rhythm & Blues.

Roger Chapman & The Shortlist Mi 13.2., 21.00, Fabrik (S Altona); Barnerstraße 36, Eintritt 27,-; Internet: www.chappo.com