Hamburg. 30 Theaterfreunde versammeln sich bei eisiger Kälte vor dem Eimsbütteler Theater N.N. Einem Wagen entsteigt eine adrett aufgemachte Lady, gut frisiert, Bleistiftrock, Nylons. Nachwuchsdarsteller Aron Ullmer hat einigen Aufwand betrieben, die Mimese zur Kultursenatorin Barbara Kisseler stilecht hinzubekommen.

Die Parodie ist Teil einer Protestaktion gegen die Streichung der institutionellen Förderung für das Theater N.N. und das Theater in der Washingtonallee. Das Geld würde nun in die Türklinken der Elbphilharmonie fließen. "Wir brauchen ein Theater, das Touristen in die Stadt holt, wir müssen den Markenkern stärken." Anschließend greift die "Senatorin" zum Hammer und vernagelt den Eingang des Theaters.

Dem Theater N.N. war die institutionelle Förderung in Höhe von 30.000 Euro gestrichen worden (das Abendblatt berichtete), nachdem das 40-Plätze-Haus von Leiter Dieter Seidel die von der Evaluierungskommission vorgeschriebenen 50 Prozent Auslastung nicht erreicht hatte. Der Mietvertrag ist bereits gekündigt, am 31. April fällt der letzte Vorhang. An der Sommerbespielung im Römischen Garten Ende Juli mit Büchners "Leonce und Lena" hält Dieter Seidel fest. "Unser Konzept geben wir natürlich nicht auf", so der Theatermacher. Das Theater in der Washingtonallee hat seine Förderung aus den gleichen Gründen verloren. Hier fehlen künftig 24.000 Euro. Leiterin Angelika Landwehr hat bereits angekündigt, weitermachen zu wollen.

Neben dem Monsun-Theater mit 8000 Euro erhält nun Matthias Schulze-Kraft vom Lichthof-Theater 50.000 Euro zusätzlich. "Es ist fast ironisch, dass das Geld zwischen den Off-Theatern verschoben wird", so Schulze-Kraft. "Wir arbeiten alle am Rande der Existenz. Ohne die Erhöhung hätten auch wir schließen müssen." Die grundsätzliche Unterfinanzierung der freien Szene bleibe bestehen.