Hamburg. Das war sehr gut! Tim Fischer verkörpert in seinem neuen Programm "Das war gut!" die Helden der Chansons des 2011 verstorbenen Wiener Liedermachers und Kabarettisten Georg Kreisler. Er singt dabei nicht nur unnachahmlich, sondern so, wie selbst Kreisler es nie vermocht hätte. Ätzend und zersetzend, lieb- und aufreizend, morbide und perfide sich drehend und wendend, steht der schlaksige Fischer da auf der übersichtlichen Bühne des St. Pauli Theaters, das man in diesem Kontext geneigt wäre, ein Bordüren-Theater zu nennen, wären Bordüren in nennenswertem Umfang vorhanden. Der Saal ist aber einfach nur in Rot und Gold gehalten. Fischers Anblick erinnert an Charles Aznavour. Er steht neben dem schwarz gewandeten Pianisten Rüdiger Mühleisen am schwarzen Zechlin-Flügel, trägt ein weißes Sakko mit schwarzem Schlips zum schwarzen Hemd, schwarze Hose und schwarze Schuhe zum schwarzen Humor. An dem ist kein Mangel in den Kreisler-Liedern, die alles in die Mangel nehmen und durch selbige drehen, was einen nämlichen aufweist.

Die Palette der Themen reicht von der Einsamkeit des Menschen über seine Sterblichkeit und andere Schwächen bis hin zu politischen Verfehlungen und künstlerischen Fehlausdrücken. Klassiker wie "Bidlah Buh" und "Tauben vergiften" treffen auf Wahrheiten wie den "Weg zur Arbeit", auf dem die österreichischen Nazis nach 1945 plötzlich alle zu lupenreinen Demokraten mutierten. Im zweiten Teil dann tritt plötzlich optisch nicht mehr Aznavour vor uns, sondern eine extrem schlanke Topsy Küppers. Fischer hat sich in der Pause in eine Diva mit roter Mähne und Schlitz im Glitzerkleid verwandelt, die nun zum "Tigerfest" lädt, das neben den Tigern kein Gast lebend verlässt. Weitere Höhepunkte im zweiten Teil sind "Ich brauche nichts" - in dem eine wohlsituierte Dame sich Deutschland in den Grenzen des frühen Nazideutschland zurückersehnt, inklusive "Ostmark" -, und die Albtraum-Arie "Geben Sie acht!" mit Todesfolge, äh, -fuge.