Hamburg. Schon der Vorspann von "Dead" macht klar: Dies ist kein vorabendtaugliches Stück Wohlfühlkino, sondern ein Gesellschaftsporträt von Verlierern und Straßenkötern. Schwarzhumorig und bitterböse. Totenköpfe flitzen durchs Bild, Männlein baumeln an Galgen, rotes Blut fließt auf schwarzem Grund. Sonntag erlebte das Kinodebüt des Hamburger Regisseurs Sven Halfar in der Nachwuchsreihe "Perspektive Deutsches Kino" seine Berlinale-Premiere, an diesem Montagabend ist es erneut auf dem Filmfestival zu sehen.

Rike Steyer hat den Film, der zwischen allen Genres balanciert, mit ihrer kleinen, in Hamburg ansässigen Firma Skalarfilm produziert. Ohne Fördergelder, in wenigen Drehtagen (u. a. wurde in Blankenese, im Gängeviertel und auf der Mönckebergstraße gedreht), dafür mit tollen Schauspielern wie Judith Rosmair und Suzanne von Borsody. Gage gab es für niemanden.

"Dead" erzählt von Patrick, einem postmodernen Möchtegern-John Wayne, der sich nach dem Selbstmord der Mutter mit seinem Freund aufmacht, seinen Erzeuger zu suchen. Er trifft ihn mitten in den Vorbereitungen zur Party zu seinem 60. Frei nach dem Motto: "Eine Familienfeier ohne Eklat ist kein richtiges Fest", entspinnt sich ein apokalyptischer Beziehungsstrudel, inklusive giftgrüner Cocktails, fettiger Würste und markiger Sprüche wie "Das Leben ist hart. Aber es wird noch härter, wenn du dumm bist."

Die Tonspur knarzt und scheppert, Jan Delay singt, der Rockabilly-Sound wummert. Die Vorbilder heißen Quentin Tarantino und "Funny Games" von Michael Haneke. "Dead" ist eine schrille Abrechnung mit Familienidyll und geheuchelter Anteilnahme. Zugekiffte Verpeiler treffen auf frustrierte Vorstadtpomeranzen mit Perlenkette. Schöner Pulp aus Hamburg. Und ganz gewiss nicht fernsehtauglich.