Heute Abend startet die neue Reihe “Soirée & Salon“ im Haus am Glockengießerwall

Kunsthalle. Es ist wahrlich nicht einfach, in der Flut an Konzertangeboten einer Großstadt Aufmerksamkeit zu erregen; die Veranstalter können davon manches Liedchen seufzen. Und dann kommt ein Neuling daher und präsentiert ein Programm wie ein Ausrufezeichen: klasse besetzt, schlüssige Dramaturgie, attraktive Verpackung. Chapeau!

Die Kunsthalle hatte der geneigte Hörer bislang eher nicht als Konzertveranstalter auf dem Zettel. Aber genau dort steigt heute Abend das Pilot-Event der neuen Reihe "Soirée & Salon". Nach einem Empfang im Treppenhaus des Altbaus singt die Sopranistin Annika Sophie Ritlewski im Makart-Saal barocke Arien über Liebe, Lust und Leid. Die junge Sängerin, deren Karriere gerade steil nach oben zeigt, bringt ein feines Instrumentalensemble mit: den Barockgeiger Gregor Dierck, den Cembalisten Daniel Zimmermann und Fabian Diederichs, Cellist im NDR Sinfonieorchester und als Barockmusiker schon erfreulich aufgefallen. Andreas Stolzenburg, der Leiter des Kupferstichkabinetts, stellt zwei Bilder aus der Sammlung von Johann Sebastian Bach vor - nicht der berühmte Komponist, sondern sein Enkel, der von 1748 bis 1778 lebte, und im 18. Jahrhundert ein bekannter Landschaftsmaler war.

Dieser charmante Schlenker ist nur der offensichtlichste Querbezug im Programm. Um derlei interdisziplinäre Zusammenhänge geht es Stefan Brandt, frischgebackener Geschäftsführer der Kunsthalle, auf dessen Initiative das neue Format zurückgeht und der heute Abend auch moderieren wird. "Man redet doch gerne vom Gesamtkunstwerk", sagt er. "aber in der Praxis ist es gar nicht so einfach, das umzusetzen. Wir möchten zeigen, wo sich bei Malern und Musikern einer Epoche Strukturen und Herangehensweisen ähneln."

Wer nach so viel Futter für Kopf, Ohren und Augen noch nicht genug hat, kann noch ein Menü im Restaurant "The Cube" dranhängen.

"Amante stravagante" heute, 18.30, Kunsthalle (S+U Hauptbahnhof), Glockengießerwall. Karten zu 20,- (mit anschließendem Menü 50,-) unter T. 428 13 12 64; www.hamburger-kunsthalle.de