Das Künstlerporträt zeigt auf distanzierte, diskrete Weise das Verhältnis zwischen dem alternden Auguste Renoir und seinem Sohn Jean.

1915. Auguste Renoir (Michel Bouquet), der berühmte Impressionist, hat sich, schon 74 Jahre alt, auf seinen Landsitz an der Côte d'Azur zurückgezogen. Über den Tod seiner Frau ist er untröstlich, eine schmerzhafte Gicht hindert ihn an der Arbeit. Und doch versucht er es. Immer wieder malt er Aktbilder von Frauen und jungen Mädchen, sinnlich und anmutig. Auch Andrée Heuschling (Christa Theret), rothaarig und inspirierend, Muse und Geliebte zugleich. Als Renoirs Sohn Jean (Vincent Rottiers), der später ein berühmter Filmregisseur werden wird, verletzt aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrt, kommt es, wie es kommen muss: Jean verliebt sich in Andrée.

Kunst und Kino - auch wenn Regisseur Gilles Bourdos gleich mehrere Diskurse führt, geht es in "Renoir" vor allem um Auguste, der eine ganze Entourage aus Modellen, Geliebten und Familienmitgliedern um sich geschart hat. Die Kamera sieht ihm dabei diskret zu. Sehr gepflegt ist das alles, vielleicht auch ein wenig zu hausbacken. Und dann fällt dieser Satz: "Kino ist nichts für uns Franzosen", sagt Pierre Renoir zu seinem Bruder Jean. Dass Jean Renoir einmal Meisterwerke wie "Die große Illusion" und "Die Spielregel" inszenieren wird, lässt sich noch nicht erahnen. Jean Renoir hat übrigens, der Film zeigt das nicht mehr, Andrée Heuschling 1920, nach dem Tod seines Vaters, geheiratet, als Catherine Hessling ist sie in seinen ersten Filmen zu sehen. So wird die letzte Muse des Vaters zur ersten des Sohnes - was für Geschichten das Leben doch schreibt.

Bewertung: annehmbar

"Renoir" F 2012, 112 Min., o.A.., R: Gilles Bourdos, D: Michel Bouquet, Christa Theret, Vincent Rottiers, täglich im Holi, Studio-Kino; www.renoir-derfilm.de