Ana Moura singt von der Sehnsucht - und auch, wenn sie sich ein Stück vom Fado entfernt, bleibt viel vom portugiesischen Blues übrig.

Der Fado wird oft als der "portugiesische Blues" bezeichnet. Entstanden ist er in den Armenvierteln Lissabons, vor allem in den Hafenkneipen des Stadtteils Mouraria. Die Lieder des Fado handeln von der Sehnsucht nach einer besseren Zeit, "saudade" ist das Schlüsselwort. Es sind Gesänge, in denen der Fadista, ob nun Sänger oder Sängerin, von unglücklicher Liebe erzählt oder soziale Missstände beklagt. Moll ist die vorherrschende Tonart dieser traditionellen portugiesischen Musik, die im 19. Jahrhundert auch in den bürgerlichen Salons hoffähig wurde. Fado-Künstler erfreuen sich bis heute höchster Popularität in Portugal, immer wieder machen junge Fadista auf sich aufmerksam, einen Bruch mit der Tradition gibt es nicht.

Eine dieser jungen Fado-Sängerinnen heißt Ana Moura. Geboren wurde sie 1979 in Santarém im Ribatejo, auch der "Garten Lissabons" genannt. Doch um sich als Fado-Sängerin einen Namen zu machen, muss man durch die Kneipen und Restaurants Lissabons tingeln. In solchen intimen und ursprünglichen Rahmen kann der Fadista beweisen, dass er das Gefühl des Fado ausdrücken kann. Geschafft hat er es, wenn den Zuhörern angesichts seiner leidvollen Songs die Tränen in die Augen steigen und das Herz aufgeht. Ana Moura ging diesen beschwerlichen, aber unumgänglichen Weg, doch bereits mit ihrem ersten Album "Guarda -me, A Vida Na Mao" erntete sie 2003 internationale Aufmerksamkeit, denn der Fado ist auch ein kultureller Exportschlager. Viele Lissabon-Touristen lassen sich von diesen Schicksalsliedern begeistern, kaufen CDs, um die Erinnerungen an besondere Abende in den engen Gassen und Kneipen der Alfama oder des Bairro Alto mit nach Hause nehmen zu können.

Dass der inzwischen 33 Jahre alten Ana Moura international so viel Erfolg beschert wurde, verdankt sie auch einem Konzert, das die Rolling Stones im Jahr 2007 in Lissabon gaben. Stones-Sänger Mick Jagger holte die junge Portugiesin auf die Bühne und sang mit ihr gemeinsam "No Exspectations". Auch Prince, der kleine Pop-Magier aus Minneapolis, hatte von Ana Moura gehört und besuchte sie 2009 in der portugiesischen Hauptstadt. Vereinbart wurde eine musikalische Kooperation, die allerdings bisher noch keine Früchte getragen hat, außer dass Prince sie ein Jahr später bei einem Festival in Portugal bei zwei Nummern auf der Gitarre begleitet hat. Nägel mit Köpfen hat dagegen der Amerikaner Larry Klein gemacht. Der Produzent, der 2007 Herbie Hancocks Album "River: The Joni Letters" produzierte und dafür den Grammy gewann, nahm mit ihr das Album "Desfado" auf.

"Desfado" lautet übersetzt "entfadoisiert", doch in den 14 Nummern steckt immer noch eine Menge Fado, auch wenn Ana Moura unter anderem Joni Mitchells "A Case Of You" und David Poes "Thank You" covert. "Desfado" klingt nach Jazz und Westcoast-Pop, angesichts der Begleitmusiker, die Larry Klein zusammengeholt hat, nicht erstaunlich. Unter anderem ist Herbie Hancock bei Mouras Song "Dream Of Fire" dabei, Bassist David Piltch spielte für Bob Dylan und k.d. lang, Schlagzeuger Jay Bellerose für Aimee Mann und Saxofonist Tim Ries hat Moura schon beim Konzert der Rolling Stones kennengelernt. Doch die Sängerin wollte sich nicht auf Kleins Geschmack allein verlassen, aus ihrer Heimat brachte sie die Gitarristen Angelo Freire und Pedro Soares mit, sie sind neben der unnachahmlichen Stimme Garanten für diesen einzigartigen Sound zwischen Leichtigkeit und Schwermut verantwortlich.

Ursprünglich sollte das Hamburger Konzert von Ana Moura am 11. Februar in der Laeiszhalle über die Bühne gehen, jetzt ist es in die Fabrik verlegt worden. Dort haben früher einfache Leute geschuftet, die wussten, was Entbehrungen und Sehnsucht bedeuteten. Der Blues, egal aus welchem Land und in welcher Form er daherkommt, hat hier schon lange eine Heimat.

Ana Moura Mo 11.2., 20.30, Fabrik (S Altona), Barnerstraße 36, Karten 32,90 im Vorverkauf; www.anamoura.com.pt