“Deesje macht das schon“ im Schauspielhaus lehrt Mut und Fantasie

Hamburg. Wozu ein Fernseher alles herhalten kann, ist durchaus beeindruckend. Man kann, das sagt sein Name, mit ihm fernsehen und sich am mehr oder minder guten deutschen Programm erfreuen. Man kann aber auch in einem hohlen Fernsehgerät recht kommod sitzen, einen Blick in ein Wohnzimmer werfen, ein Croissant wie in einem Ofen aufbacken oder einen der alten Kästen zu einem Empfangsschalter für Bahnbeamte umfunktionieren, wie das Theaterstück "Deesje macht das schon" im Schauspielhaus beweist. Schlafen kann man übrigens auf ein paar Fernsehgeräten auch. Gemütlich ist das allerdings nicht.

Bei so vielen Möglichkeiten ist es wenig verwunderlich, dass das Bühnenbild des Stückes von Regisseur Taki Papaconstantinou, das jetzt im Schauspielhaus Premiere feierte, rund 20 Fernsehgeräte im Stil der 1970er-Jahre beansprucht. Mit diesen und ein paar wenigen weiteren Requisiten erzählen Thomas Esser und Jonathan Müller, die wie zwei Märchenonkel in die verschiedenen Rollen schlüpfen, von den Erlebnissen eines Mädchens, das zu schüchtern ist für die große weite Welt und so von einem zum anderen Problem schlittert.

In seiner Familie wird es wenig beachtet, das Mädchen zieht sich immer mehr zurück. Daher wird Deesje von ihrem Vater in den Zug zur Tante gesetzt, wo sie Urlaub machen und mit zwei gleichaltrigen Kindern ihren Spaß haben soll. Doch die Tante verpasst sie am Bahnhof, und so bleibt Deesje in einer viel zu großen Stadt und das Unheil nimmt seinen Lauf: Deesje wird mit einem anderen Kind verwechselt. Dann aber wird sie zur Straßenkünstlerin, und schließlich, wie sollte es anders sein, landet sie sogar im Fernsehen.

So schüchtern sie auch ist, Deesje schlägt sich durch, beweist Mut, Kreativität und Fantasie - und ist für die Kinder im Publikum jemand, in dessen Gedanken man sich hineinversetzen kann. "Wo ist mein Platz, wo gehöre ich hin?", fragen sich vermutlich nicht nur viele Kinder, sondern auch manche Erwachsene.

Insofern ist Deesjes Geschichte ein Beispiel dafür, sich auf die eigenen Talente zu verlassen. Vor allem ein Gefühl geben die beiden Darsteller Esser und Müller dem Premierenpublikum, das kleine Fehler gerne verzeiht, erfolgreich mit auf den Weg: Jeder hat seinen Platz in der Welt.