Kerstin Steebs Inszenierung von “Eloise und die Vampire“ wurde an der Opera Stabile von den jungen Besuchern enthusiastisch gefeiert.

Hamburg. Der Applaus am Ende der Premiere hätte auch eine Aufführung auf der großen Bühne geschmückt: Die großen, vor allem aber die kleinen Besucher von "Eloise und die Vampire" waren aus dem Häuschen, so sehr hatte ihnen die neue Opera piccola gefallen. Da waren die Akteure, zwischen sieben und 17 Jahren, sichtbar erleichtert, diese Herausforderung gemeistert zu haben. Und die Sponsoren - die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper und die Hamburger Sparkasse - können sich gratulieren, dieses kleine, feine Opernerlebnis abermals möglich gemacht zu haben.

Das Stück stammt aus der Feder des Briten Karl Jenkins, er hat es 1997 geschrieben. Es verleugnet nicht dessen Herkunft aus dem Jazzrock und dem mehrheitsfähigen Pop, auch nicht sein Händchen für einen eingängigen Stilmix. Hartnäckige Ohrwürmer, schwebende Klangfarbenspiele, sphärische Klänge, dazu als Gewürz einiges aus der Tonsprache der klassischen Moderne - irgendwo zwischen Oper, Musical, Carl Orff und Weltmusik ist auch seine Vampir-Oper angesiedelt. Ihre Handlung erinnert ganz entfernt an das grimmsche Märchen von den sechs Schwänen.

Die Königin hat mit dem Vampir Volhek vier Söhne und wünscht sich noch eine Tochter, der nachtaktive Vater hätte gern die vier Knaben in seinem Gefolge. Man wird sich handelseinig. 15 Jahre später entdeckt Eloise das Geheimnis der zerrissenen Familie und macht sich auf, die Brüder zu finden und zu erlösen. Was ihr am Ende auch gelingt, was gleichzeitig aber den Konflikt in die nächste Generation weiterträgt. Eine überschaubare Handlung, von Franziska Riedmiller (Bühnenbild) in einer Schwarz-Weiß-Welt mit Abenteuerspielplatz-Elementen in überraschende, einprägsame Bilder umgesetzt und von der jungen Hamburger Regisseurin Kerstin Steeb atmosphärisch dicht, mit vorwärtsdrängender Dynamik und Überraschungseffekten wie dem fröhlichen Wollknäuel-Werfen auf kleinstem Raum spannend inszeniert. Wobei auch die Kostüme einen hübschen Kontrast zeichnen zwischen niedlich (die helle Welt der Königin) und punk-schräg (die dunkle Welt der Vampire). So werden die 75 Minuten auch für kleinere Besucher kein bisschen langweilig.

Oper für Kinder als Oper mit Kindern - dieses Konzept wird an der Hamburgischen Staatsoper schon seit 2002 einmal im Jahr auf die Bühne der Opera Stabile gebracht. Und das ist mindestens so viel Arbeit wie für eine "große" Oper. Seit dem Ende der Sommerferien wurde geprobt, alle Mitwirkenden, die Sänger genau wie das Kammerorchester, stammen von Hamburger Schulen.

Benjamin Gordon hat die musikalische Leitung dieser Reihe seit 2007/2008, er hat Jenkins' Partitur auch für das Mini-Orchester (Streichquartett, Akkordeon, Klavier, Schlagzeug) bearbeitet und mit den Solisten und Chören beider Besetzungen die technisch anspruchsvollen Partien einstudiert.

Klar, dass bei der Premiere nicht alle sofort voll bei Stimme waren - dafür ist das Lampenfieber dann doch zu groß. Und es sind ja keineswegs kinderleichte Partien, nicht alle Melodien sind unmittelbar eingängig, und die vielen Tonsprünge wollen gelernt und gemeistert sein. Doch die Nervosität legte sich bald. Und so sangen und spielten die Protagonisten Königin (Féline Rathke), Volhek (Sebastian Schaub) und Eloise (Sina Irmak) bald ganz gelöst und mit großem Selbstbewusstsein drauflos.

Unterstützt wurden sie vom Chor der vier Höflings-Mädchen und dem der sieben kleinen Vampire, die sich redliche Mühe gaben, böse dreinzuschauen und ihren Drohungen gegen die vier gefangenen und in Fledermäuse verwandelten Söhne der Königin Nachdruck zu verleihen. Und von den vier Söhnen selbst, die am Ende wieder zu kleinen Prinzen werden durften.

Das Orchester begleitete sicher, Benjamin Gordon leitete das musikalische Geschehen vom Flügel aus so prägnant, dass niemand im Ensemble aus seiner Rolle fallen konnte. Auch wenn der Dirigent manchmal für die Sänger kaum zu sehen gewesen sein dürfte, kam die Musik traumwandlerisch sicher daher. Eine erstaunliche Leistung. Und für die kleinen Besucher die Chance, die Faszination von Oper live zu erleben und sich einfangen zu lassen von dem großartigen Miteinander der Bilder, der Figuren, der Musik.

"Eloise und die Vampire" Aufführungen bis 25.2., Opera Stabile, Kleine Theaterstraße, Karten unter T. 040/35 68 68; www.hamburgische-staatsoper.de

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