Hamburg. Die Ansage macht ihm sichtlich Spaß. "Die neuen Lieder könnt ihr gar nicht kennen, da es sie auf keiner CD gibt", sagt Heinz-Rudolf Kunze zu Beginn in der Fabrik. Eine Tour zu wagen, ohne auch nur ein Lied vorab auf einem Tonträger einzuspielen, dürfte zu letzten großen Abenteuern des sonst strategisch durchgeplanten Musikgeschäfts gehören. Für zehn Konzerte haben es Kunze und sein Partner Tobias Künzel, Frontsänger der Pop-a-cappella-Combo Die Prinzen, riskiert.

Die Idee zu einem gemeinsamen Programm entstand vor acht Jahren bei einem Festival in Berlin. Der Projektname KuK war schnell gefunden, Demo-Aufnahmen und Liedtext-Entwürfe wurden hin- und hergeschickt. Übrigens in erster Linie per Post, denn mit Mails, frotzelt Künzel, 48, hat es sein sieben Jahre älterer Partner nicht so. Beide genießen den Aufbruch aus angestammten Rollenbildern. Kunze, der Mann mit Hornbrille, konterkariert sein Image des latent depressiven Oberlehrers ("Meine Plattenfirma hat früher stets Pistole und Strick beigelegt") mit fröhlichem Liedgut, Künzel ("Wir Prinzen waren ja immer die Gute-Laune-Spaß-Truppe") singt baladesk über Melancholie und Liebeskummer. Zwischendurch darf sich Künzel am Kunze-Gassenhauer "Dein ist mein ganzes Herz" versuchen; Kunze rockt die Fabrik mit einem lauten "Alles nur geklaut" Der Prinzen.

Bei allem Aufbruch in neue Rollen - Künzel gibt einen erstklassigen Drummer - sind sie dann doch so professionell, sich hochkarätige musikalische Weggefährten zu suchen. Auch eine Zehn-Städte-Tour ist zu lang, um mit mittelmäßigen Kollegen zu reisen. Vor allem Sänger und Keyboarder Paul Millns, der schon für Eric Burdon in die Tasten haute, wird gefeiert.

Mehr als 2 1/2 Stunden währt der Abend. Zum Glück gibt es am Ausgang dann doch noch die Chance, das Erlebte zu konservieren. Denn den Livemitschnitt ihres ersten Auftritts in Schwerin hat KuK eilends auf USB-Sticks portioniert.