“Die Protokolle von Toulouse“ im Thalia Gaußstraße berührten kaum

Hamburg. Schüsse, schnell hintereinander abgefeuert. Etwa 20-mal knallt es in der Garage an der Gaußstraße. Das draußen im Schneeschauer auf Einlass wartende Theaterpublikum setzt seine Gespräche indes unter Lachen und Scherzen fort. Keine Reaktion auf die Schüsse, so, als sei das in Ottensen normal. Gehört wohl zum Theater, immerhin hat man sich versammelt, um ein Stück über einen Amokläufer anzusehen. Da knallt es schon mal.

"Die Protokolle von Toulouse" heißt der Abend, ein Stück im herkömmlichen Sinne verbirgt sich dahinter nicht, es ist das von der Journalistin Karen Krüger übersetzte Protokoll eines Gesprächs, das ein Polizist, Deckname Hassan, per Walkie-Talkie mit dem Terroristen und siebenfachen Mörder Mohammad Merah führte. Der hatte sich in seiner Wohnung verschanzt und sollte zur Aufgabe überredet werden. Die Schauspieler Thomas Niehaus (Mohammed) und Rafael Stachowiak (Hassan) sprechen den authentischen Text. Sie sitzen auf einer mit bunten Leuchtbirnen umrandeten Bühne und plaudern wie auf einer Party, poppig-jazzige Zwischenmusik gibt der Szenerie etwas Harmloses. Mohammed und Hassan palavern über Gott und die Welt, über den Staat Israel und das Recht zu töten.

Regisseur Malte C. Lachmann ist leider zu dieser Ausnahmesituation nichts eingefallen, außer aus dem Dialog harmlosen Small Talk zu machen. Das langweilt auf Dauer, Spannung baut sich kaum auf, man ahnt, dass die Polizei irgendwann die Wohnung stürmen wird. Das tat sie auch im März 2012 nach 32 Stunden Belagerung. Am Ende fallen auf der Bühne wieder Schüsse. Auch sie berühren nicht.

"Die Protokolle von Toulouse", weitere Vorführung am 29.1., 20.00, Thalia Gaußstraße, Karten zu 20,-/9,- unter T. 32 81 44 44