Provokantes Drama aus Schweden: “Play“

Denn sie wissen, was sie tun: Die fünf schwarzafrikanischen Jungs erleichtern etwas jüngere schwedische Jungs um ihre Wertsachen - nicht mit schlichter Gewalt(-androhung), sondern mit einem Trick, der sich als raffiniert ausgetüfteltes Rollenspiel erweist. Dieses zieht immer weitere Kreise und baut einen psychischen Druck auf, der dazu führt, dass die Opfer sich schließlich selber schuldig fühlen. Zuerst lassen sie sich auf die dreisten Behauptungen der Gang ein (denn sie haben ja nichts zu verbergen), am Ende, nachdem sich mit zunehmender Zeit ihr Unwohlsein kontinuierlich gesteigert hat, sind sie froh, noch einmal Schlimmerem entgangen zu sein.

Mit "Play - Nur ein Spiel?" ist dem schwedischen Filmemacher Ruben Östlund ein beklemmendes Stück Kino gelungen, bei dem sich der Zuschauer nicht selten so unbehaglich fühlt wie in einem Film Michael Hanekes. Es ist sein dritter Spielfilm, und abermals arbeitete er mit Laiendarstellern zusammen. Während Kritiker das Spiel mit Vorurteilen lobten, war Östlund fast täglich rassistischen Anschuldigungen ausgesetzt, als der Film in seinem Heimatland ins Kino kam.

Östlund inszeniert das Geschehen in langen und starren Totalen, ähnlich wie sein Landsmann Roy Andersson. Wo der damit die Absurditäten des Alltags deutlich macht, da ist Östlund an den Verhaltensmechanismen von Gruppen interessiert. Zugleich unterläuft er damit die Wahrnehmung des Zuschauers als einfache Identifikation, macht diesem den Zwiespalt zwischen Eingreifenwollen und Sich-Heraushalten bewusst. Dazu dienen auch die beiden nachträglichen Szenen am Ende, die die Perspektive auf das Geschehen noch einmal verändern und vorgefasste Auffassungen infrage stellen. Ein ebenso provokantes wie eindringliches Werk.

Bewertung: überragend

"Play - Nur ein Spiel?" Schweden 2011, 113 Min., ab 12 Jahren, R. Ruben Östlund, D: Anas Abdirahman, Sebastian Blyckert, Yannick Diakité, Sebastian Hegmar, Do-Mo, Mi im Kino 3001; www.fugu-films.de