Celtic Punk Rock mit den Dropkick Murphys am 25. Januar in der Sporthalle

Die Bahrenfelder Trabrennbahn im August 2011: Das Reichen der Bierhumpen über den Tresen durch das Schankpersonal erinnert an das sportliche Becher-Schnellstapeln, das vor einigen Jahren zu einem YouTube-Phänomen wurde. Zack und zack und zack. Die Crew könnte das Zeug auch gleich mit Schläuchen in die gierig aufgesperrten Rachen schießen, denn die Fans der Dropkick Murphys haben Durst. Zornigen Durst.

3500 Besucher tummeln sich auf dem "Luruper Bogen", aber saufen und feiern tun sie wie 12.000. Ein Bild, das auch 2010 in der Sporthalle oder auf dem Hurricane Festival zu sehen war. Denn wo und wann auch immer die Dropkick Murphys aus Boston (Massachusetts) auftauchen, ist 17. März: St. Patrick's Day. Jener nicht nur von US-Amerikanern mit irischen Vorfahren begangene Feiertag, an dem des irischen Heiligen und Missionars mit Paraden, Gesang und viel Grün gedacht wird. Selbst Biere, ja ganze Flüsse werden grün gefärbt. Und die Dropkick Murphys bieten den perfekten Feiertagssound mit Banjo, Tin Whistle und Sackpfeife, die zusammen mit brettharten Gitarren sofort in Kopf, Leber und Beine gehen.

Dabei hatte die Band bei ihrer Gründung 1996 alles andere im Sinn, als zu einer der weltweit populärsten Folk-Punk-Bands zu werden. Laut dem letzten Gründungsmitglied, dem Sänger und Bassisten Ken Casey, ging den Ur-Murphys die in Boston und in den eigenen Familien omnipräsente irische Folklore gehörig auf den Dudelsack. Aber Blut und Bier sind dicker als Wasser, sodass jede Melodie, die sich die Jungs seit dem ersten Song "Barroom Hero" ausdachten, nach Traditionals anhörte. So kombinierten sie einfach das kulturelle Erbe ihrer Vorväter und Inspirationen Marke The Pogues mit ihren Punk-Idolen The Ramones, Sex Pistols und The Clash. Das Ziel: die AC/DC des Celtic Punk Rock zu werden.

Und das haben sie auch erreicht. Trotz acht Studioalben und zahlreicher Umbesetzungen spielen die Dropkick Murphys ihren Stiefel von "Do Or Die" (1998) bis "Signed And Sealed In Blood" (2013) mit wenigen Innovationen durch. Hoher, zuverlässiger Wiedererkennungswert, bewährte Formen und Stilmittel, schnapsstarke Refrains zum Mitjohlen, auch wenn man sich schon in einem Zustand befindet, der das Aussprechen von Songtiteln wie "The State Of Massachusetts" unmöglich macht.

Dabei sind die Dropkick Murphys mitnichten eine reine Party- und Zechkapelle. Ken Casey, Matt Kelly, Al Barr, James Lynch, Tim Brennan, Scruffy Wallace und Jeff DaRosa sind ebenso stolze Patrioten wie ausgewiesene Demokraten, die seinerzeit jede Gelegenheit nutzten, um George W. Bush einen reinzudrücken. Dazu engagiert sich die Band seit Jahren für Streikende und Gewerkschaften, speziell für die American Federation of Labor and Congress of Industrial Organizations.

Die Murphys sehen sich als singende Helden der Arbeiterklasse, roh und herzlich, einem guten Kampf nicht abgeneigt. So landeten ihre Songs auch an entsprechenden Stellen auf den Soundtracks der Afghanistan-Doku "Restrepro" (2010), des Box-Films "The Fighter" (2010) und des Scorsese-Thrillers "Departed" (2006). Alle drei Filme waren für den Oscar nominiert, das sei nur mal nebenbei bemerkt.

"Departed" verbreitete damals auch die Klasse einer der großen Hymnen der Dropkick Murphys: "I'm Shipping Up To Boston", das auf einem Text von Polit-Folk-Ikone Woodie Guthrie basiert, reißt einen vom ersten Takt an mit und ist wie dafür gemacht, um pompös in Stadien und Arenen einzumarschieren. So vergeht auch kein Spiel der traditionsreichen Boston Red Sox (Baseball), Boston Bruins (Eishockey) und Boston Celtics (Basketball), bei dem nicht "I'm Shipping Up To Boston" und andere Dropkick-Murphys-Lieder aus den Boxen donnern. Selbst die Republikaner aus dem US-Staat Wisconsin spielten den Hit auf ihrem Parteitag 2012. Sehr zum Unmut der Band, die - "Which Side Are You On?" - genau weiß, auf welcher Seite sie steht.

Dropkick Murphys, Cryssis Fr 25.1., 20.00, Sporthalle Hamburg (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 33,80 im Vvk.; www.dropkickmurphys.com