Berufung ist ein hehres Wort. Aber etwas in diese Richtung muss es gewesen sein, was Udo Bermbach verspürte, als er zum ersten Mal in Bayreuth Wagners "Ring des Nibelungen" hörte. "Ich war emotional so erschüttert", erinnert sich der 74-Jährige, "dass ich herausfinden wollte: Wer ist dieser Mensch?"

Im Gespräch strahlt er die zugewandte Gelassenheit dessen aus, der es gewohnt ist, vor und mit fremden Menschen zu reden. Bermbach hat an der Uni Hamburg Politische Wissenschaften gelehrt. Und es fertiggebracht, seine Leidenschaft für Wagner mit der Politologie zu verbinden: Er hat hochkarätig besetzte Ringvorlesungen organisiert; mit seinem Buch "Der Wahn des Gesamtkunstwerks" etablierte sich der Fachfremde in der Wagner-Szene.

"Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass ich selber Geige gespielt habe", sagt Bermbach und lacht. Weitere Hobbys hat er nicht; stattdessen besucht er seine Tochter und erzählt seinen Enkelinnen Gutenachtgeschichten, die er häufig bei Wagner entlehnt. "Die Mädchen kannten mit drei Jahren schon den ganzen Ring!" Seine zweite Tochter hat die Liebe zur Oper zum Beruf gemacht: Bettina Bermbach ist Pressesprecherin der Staatsoper.